Sex ist für viele die schönste (Neben-)Sache der Welt – über die damit verbundenen Infektionsrisiken spricht allerdings kaum jemand gerne. Mehr als 30 unterschiedliche Bakterien, Viren und Parasiten können beim Liebesspiel übertragen werden. Zu den häufigsten dieser sexuell übertragbaren Krankheiten gehören neben HIV, dem humanen Papillomavirus (HPV) und Hepatitis auch vier Leiden, die eigentlich problemlos heilbar sind: Syphilis, Gonorrhoe, Trichomoniasis und Chlamydien.
376 Millionen Neuinfektionen
Wegen der guten Behandlungsmöglichkeiten wurden diese Erkrankungen ab Anfang des 20. Jahrhunderts zunehmend zurückgedrängt. Doch inzwischen sind Syphilis und Co wieder auf dem Vormarsch. Wie ein aktueller Bericht der Weltgesundheitsorganisation (WHO) offenbart, gibt es jedes Jahr 376 Millionen neue Infektionen mit diesen Geschlechtskrankheiten. Das sind mehr als eine Million Neuinfektionen pro Tag. Oft infizieren sich betroffene Männer und Frauen mit mehreren Erregern gleichzeitig oder stecken sich wiederholt an.
Die Schätzungen der WHO beziehen sich auf das Jahr 2016 und zeigen eine bedenkliche Entwicklung: Die Zahl der Infektionen steigt seit einigen Jahren an und ein Rückgang ist offenbar nicht abzusehen. „Wir beobachten einen besorgniserregenden mangelnden Fortschritt im Kampf gegen die Ausbreitung sexuell übertragbarer Krankheiten weltweit“, sagt der Epidemiologe Peter Salama von der WHO.
„Still und gefährlich“
„Dies ist eine stille und gefährliche Epidemie“, erklärt Studienautorin Melanie Taylor. Still deshalb, weil viele Geschlechtskrankheiten zumindest im Anfangsstadium keine Beschwerden verursachen oder sich nur in unspezifischen Symptomen äußern – und genau das ist das Problem. Denn unbehandelt können diese Infektionen schwere gesundheitliche Folgen haben und sogar lebensbedrohlich sein.
Die Langzeitschäden reichen dabei von Unfruchtbarkeit über neurologische Störungen bis hin zu Herzkrankheiten. Alle vier Infektionen erhöhen zudem das Risiko der HIV-Ansteckung und -Übertragung. Werdende Mütter können die Krankheitserreger auch an ihr ungeborenes Kind weitergeben – mit fatalen Konsequenzen. Allein Syphilis hat laut WHO-Bericht im Jahr 2016 zu 200.000 Totgeburten und Sterbefällen bei Neugeborenen geführt und ist damit eine der weltweiten Hauptursachen für Säuglingsverlust.