Statt miteinander verbindliche Richtlinien über eine sinnvolle Nutzung der Wasserresourcen abzuschließen, sind im Irak, in Syrien und in der Türkei eigene Projekte entwickelt worden, die nicht miteinander harmonieren und sich teilweise sogar gegenseitig behindern. Zudem wird sowohl die Umweltverträglichkeit als auch der wirtschaftliche Nutzen vieler dieser Projekte von Experten angezweifelt.
Das GAP in der Türkei
Die Türkei versuchte über die Wassernutzung im Rahmen des GAP (Güneydojn Anadolyn Projesi = Südost-Anatolienprojekt) mit den ursprünglich geplanten 22 Staudämmen und 18 Wasserkraftwerken die Wirtschaft kräftig anzukurbeln. Mehr als eine Million Arbeitsplätze sollten in diesem Zusammenhang geschaffen werden, mit dem Ziel, das Pro-Kopf-Einkommen der türkischen Bevölkerung vor allem in Ostanatolien deutlich zu erhöhen.
1,6 Millionen Hektar Land sollten in der GAP-Region mit dem aufgestauten Wasser zusätzlich bewässert werden. Einerseits, um mit den angebauten landwirtschaftlichen Produkten die Ernährungslage der eigenen Bevölkerung zu verbessern, andererseits plante man über den Export der Waren in die benachbarten arabischen Staaten den Anteil der Agrarexporte am BIP um mehr als 50 Prozent zu erhöhen.
Nach Fertigstellung aller Projekte innerhalb des GAP-Projektes sollte zudem die Stromproduktion um 70 Prozent auf eine Zielgröße von 27 Milliarden Kilowattstunden jährlich gesteigert werden. Weit mehr als die Türkei unter normalen Umständen für den eigenen Bedarf benötigt. Was liegt näher als auch diesen Strom in die arabischen Staaten zu exportieren?
Das größte Einzelprojekt innerhalb des GAP war der Atatürk-Staudamm. Seit 1990 läuft die Füllung des Stausees, Baubeginn war 1983. Das Bewässerungssystem zur Versorgung der vorgesehenen 850.000 ha landwirtschaftlicher Anbaufläche gehört zu den größten der Welt und besteht aus einem kombinierten Tunnel-/Kanalsystem, das insgesamt viele Hundert Kilometer lang ist. Die Kosten für den Staudamm liegen bei mehreren Milliarden Mark.
Der Atatürkstaudamm
Höhe des Staudammes: 169m
Breite der Dammkrone: 15m
Länge der Staudammkrone: 1.614m
Wasseroberfläche des Stausees: 817km
Im See gestaute Wassermenge: 48,5Mrd Kub/m
Maximales Fassungsvermögen: 84,5Mrd.Kub/m
Bewässerte Landfläche: 850.000 ha
Einzugsgebiet: 92.000q/km
Generatorenleistung: 2.400MW
Jahresleistung des Kraftwerks: 8,9Mrd.kWh
(Daten: Türkische Botschaft Online)
Syrische Projekte
Das syrische Euphratprojekt wurde als tragende Säule jeglicher ökonomischer und sozialer Entwicklung in der Arabischen Republik Syrien gesehen und war mit großen Investitionen verbunden.
Wichtige Einzelprojekte waren der Bau von Tabqa-, Ba’th- und Tischrien-Damm und die damit verbundene Bewässerung von insgesamt 640.000 ha neuer landwirtschaftlicher Fläche sowie die Errichtung von Kraftwerkeinheiten mit einer Gesamtkapazität von 800 MW Stromproduktion.
Stand: 26.05.1999