Die Diskussion um die Sicherheit in den Städten steht seit Jahren im Blickfeld der Öffentlichkeit. In gefährlichen Räumen bildet sich kaum öffentliches Leben, doch gerade dieses spielt für die Konkurrenzfähigkeit der Innenstädte eine sehr wichtige Rolle. In der Vergangenheit versuchte man, mit Sicherheitsdiensten und Polizei dem Problem zu begegnen. Nun werden zunehmend neue Technologien zur Lösung eingesetzt. Was in Großbritannien längst Alltag ist, könnte auch in Deutschland bald Realität sein – die schon 1948 von George Orwell prognostizierte total überwachte Gesellschaft.
Alle Städte mit mehr als 100.000 Einwohnern sind in Großbritannien mit einem Videoüberwachungssystem ausgestattet. Die Sicherheitsmännern vor den Monitoren können so das Geschehen auf fast jedem Platz und jeder Straße der Innenstädte beobachten. Nach Schätzungen überwachen 200.000-400.000 Kameras den öffentlichen Raum Großbritanniens. Hinzu kommen unzählige Kameras in privaten Wirtschafts- und Dienstleistungseinrichtungen sowie Wohnungen. Teilweise war nach Einführung der Überwachungssysteme ein beachtlicher Rückgang der Kriminalität zu verzeichnen. Es gibt aber auch Städte in denen keine Erfolge erkennbar sind bzw. die Verbrechensrate sogar zunahm.
In Deutschland gibt es seit 1997 erste Versuche, Videotechnik für die Innenstadtüberwachung einzusetzen. Im Mai 2000 ließ die Innenministerkonferenz Videoüberwachung als geeignetes Mittel zur Strafverfolgung zu. Seitdem wird die Einführung auf breiter Ebene umgesetzt. Es gibt Pläne zur Mitnutzung von Verkehrsüberwachungsanlagen und zu einer weiträumigen Vernetzung vorhandener Kameras. Doch Datenschützer warnen vor Eingriffen in das Personenrecht. Die Überwachung erstrecke sich, so die Meinung der Gegner, auch auf völlig unschuldige Menschen, denn die Kameras werden nicht nur an gefährlichen Brennpunkten eingesetzt. Sozial unerwünschte Gruppen würden so aus den Zentren verdrängt. Um rechtliche Konsequenzen zu umgehen, werden viele Bereiche der Innenstädte privatisiert. Hier gilt dann das Hausrecht des Besitzers.
Aber nicht nur über die Videoüberwachung entstehen personengebundene Daten. In unserer technisierten Welt hinterlassen wir überall Spuren. Multifunktionelle Chipkarten erfassen in Form von Kundenkarten das Kaufverhalten oder legen über elektronische Uniausweise das Studium von Studenten offen. Hier steht man mit den Möglichkeiten allerdings noch am Anfang. Zukünftig werden mehr Daten elektronisch erfaßt und dann leicht für eine Auswertung zur Verfügung stehen. Und auch im Internet sind trotz sicherer Technologien Daten abrufbar.
Sind wir auf dem Weg in eine gläserne Zukunft?
Stand: 26.09.2001