Die unentbehrliche Plage

Januskopf Schmerz

Das plötzliche Brennen, wenn wir eine heiße Herdplatte berühren oder der dumpfe quälende Druck hinter unseren Schläfen nach einem Tag voller Stress und Verspannung: Schmerz hat viele Gesichter und ist doch unverwechselbar.

Es ist ein Gefühl, das Mensch und Tier von ihrem ersten Lebenstag bis zu ihrem Tod begleitet – einige nur in kurzen Momenten, andere jedoch als dauerhaftes Leiden. Bestenfalls bereitet er uns kurzfristiges Unbehagen, schlimmstenfalls setzt er uns für Tage, Wochen oder sogar Monate außer Gefecht.

Kopfschmerzen © MMCD

Der bellende Wachhund

Und doch können wir nicht völlig auf ihn verzichten, im Gegenteil: Er ist ein wichtiger Schutzmechanismus unseres Körpers. Das Kind lernt spätestens bei der ersten Verbrennung, zukünftig heiße Herdplatten zu meiden und der schmerzende Zahn ermöglicht es uns, Karies zu beseitigen, bevor der Zahn unwiderruflich zugrunde geht. In der Antike galt Schmerz daher auch als der „bellende Wachhund der Gesundheit“.

Menschen, die beispielsweise aufgrund eines Nervenschadens ihr Schmerzempfinden verloren haben oder an einer angeborenen „Schmerzblindheit“ leiden, leben in ständiger Gefahr: Sie spüren nicht, wenn sie sich verbrennen oder sich eine Entzündung im Körper ausbreitet und können daher oft erst dann reagieren, wenn es schon zu spät ist. Viele von ihnen sterben an eigentlich geringfügigen und leicht kurierbaren Verletzungen oder Erkrankungen.

Ein Indianer kennt keinen Schmerz…

Kaum ein Reiz greift so tief in die Gefühls- und Gedankenwelt des Menschen ein wie der Schmerz. Erinnerungen an vergangene Schmerzerfahrungen, der augenblickliche Seelenzustand und verschiedenste körperliche und emotionale Faktoren beeinflussen, wie und wie stark wir den Schmerz wahrnehmen. Auch Alter, Geschlecht und Kulturkreis spielen dabei eine entscheidende Rolle.

Warum beispielsweise kann ein Fußballspieler nach einem Zusammenprall weiterspielen und womöglich noch die entscheidenden Tore schießen und erst hinterher seine gebrochene Rippe oder seinen verstauchten Knöchel bemerken? Warum schreien wir vor Schmerz auf, wenn wir uns bei einem Sturz das Knie aufschürfen, spüren aber im ersten Moment gar nicht, dass gleichzeitig das Wadenbein gebrochen ist? Warum ist der Besuch beim Zahnarzt für einige eine Qual, für andere eine lästige aber aushaltbare Unannehmlichkeit?

Ein komplexes System

Schmerz gehört zu den komplexesten Empfindungen des Menschen. Weit entfernt von einem simplen Reiz-Reaktions-Schema sind an seiner Wahrnehmung und Verarbeitung nicht nur verschiedene Nerven und Gehirnbereiche beteiligt, sondern auch unterschiedliche Botenstoffe, Proteine und sogar Gene. Unter anderem deshalb sind einige dieser Mechanismen und Rückkopplungssysteme für die Wissenschaft noch immer eine „Terra incognita“.

Bis heute gibt es selbst für Ärzte und Schmerzforscher keine Möglichkeit, die Stärke eines Schmerzes objektiv festzustellen. Kein elektronisches Gerät kann die Schmerzintensität messen, kein bildgebendes Verfahren sein Ausmaß anzeigen und oft können Betroffene und Ärzte noch nicht einmal genau lokalisieren, woher der Schmerz genau kommt. Einziges Messinstrument ist meist die Schilderung des Patienten selbst…

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Stand: 20.02.2004

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In den Schlagzeilen

Inhalt des Dossiers

Schmerz
Alarmstufe Rot im Nervensystem

Die unentbehrliche Plage
Januskopf Schmerz

Signale auf der „Überholspur“
Wie kommt der Schmerz ins Gehirn?

Schrille Töne im Konzert der Neuronen
Die Schmerzverarbeitung im Gehirn

Einsatz für die „Schmerzpolizei“
Das körpereigene Hemmsystem

Jammerlappen und Abgestumpfte
Warum empfinden wir Schmerzen unterschiedlich stark?

Heulsusen und harte Kerle...
Frauen – das schmerzempfindlichere Geschlecht?

Wenn der Schmerz chronisch wird...
Die Entdeckung des Schmerzgedächtnisses

Volkskrankheit Schmerz
Herausforderung und globale Geißel?

Problemfall Schmerztherapie
Deutschland als Entwicklungsland?

Von Aspirin bis Paracetamol
Wie wirken nicht-Opioidhaltige Schmerzmittel?

Morphin, Codein & Co.
Opioidhaltige Schmerzmittel

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