Viele der grundliegenden Funktionsweisen eines Geoinformationssystems beruhen auf dem Prinzip der Verknüpfung von Ortsangaben mit Zusatzinformationen, den Attributen. Die Idee, in einer solchen thematischen Karte nicht nur Orte, sondern auch deren Eigenschaften darzustellen, ist jedoch nicht neu, im Gegenteil:
Schon vor 35.000 Jahren malten vorzeitliche Jäger einfachste Karten an die Wände der Höhlen von Lascaux: Gezeichnete Linien symbolisierten die bevorzugten Wanderungswege ihrer Jagdbeute, gemalte Tierportraits gaben darüber Auskunft, auf welches Tier sich die Linie bezog. Damit nutzten die Cro-Magnon-Menschen schon ein grundlegendes Prinzip im Umgang mit geografischen Daten. Die Kombination des „Wo“ mit einem „Was“ und „Wie“ in einer Karte.
Doch was ist, wenn zu jedem Punkt auf einer Karte mehrere verschiedenen Informationen dargestellt werden sollen? Dann kommt das Ebenenprinzip zum Einsatz – auch und vor allem in einem GIS: Die unterschiedlichen Informationen zu einem Ort werden thematisch geordnet in verschiedene Ebenen aufgefächert. Auch dieses Prinzip ist jedoch keineswegs eine Erfindung des digitalen Zeitalters. Alfred Hettner, einer der Gründerväter der modernen Geographie, schrieb bereits 1927: „Man kann sich das anschaulich machen, indem man sich die Erdoberfläche als Karte vorstellt und alle Erscheinungskreise der Natur und des Menschenlebens (…) jeweils als besondere Schicht darüber ausgebreitet denkt.“
Praktisch umgesetzt wurde dieses Ebenenprinzip sogar noch erheblich früher: Kupferstiche aus dem 18. Jahrhundert stellen den zeitlichen Ablauf der Schlacht von Yorktown während der amerikanischen Revolution dar, indem sie in übereinander klappbaren Kartenblättern die jeweiligen Truppenstellungen zu verschiedenen Zeitpunkten zeigen. Auf ähnliche Weise macht auch ein Atlas der irischen Eisenbahngesellschaft aus der Mitte des 19. Jahrhunderts nicht nur die Bahnstrecken, sondern auch die Bevölkerungsdichte, das Verkehrsaufkommen, die Geologie und die Topographie des Landes durch auflegbare Zusatzkarten sichtbar.
Doch dieses frühe Schichtenprinzip hatte seine Grenzen: Ab einer gewissen Anzahl von Ebenen sieht man „den Wald vor lauter Bäumen“ oder in diesem Falle „die Grundaussage vor lauter Kartenschichten“ nicht mehr. Dies stellte auch Hettner fest: „Damit [mit den Informationsebenen] hat man den ganzen Inhalt der Geographie vor sich, aber das menschliche Fassungsvermögen reicht nicht aus, ihn auf einmal aufzufassen.“
Und genau hier setzen Geoinformationssysteme ein. Sie geben den Nutzern die Möglichkeit, gezielt einzelne Informationsebenen auszuwählen, diese übereinander zu lagern und miteinander zu kombinieren oder verrechnen zu lassen. Am Ende erhält der Nutzer – vorausgesetzt er wählt die geeignete Analysemethode – so genau die Information, die zur Beantwortung der ursprünglichen Fragestellung gebraucht wird.
Stand: 19.03.2003