Nicht nur unsere Erwartungen haben einen entscheidenden Einfluss auf die Wahrnehmung von Schmerzen, sondern auch die Emotionen. Neben Angst kann auch Ärger, vor allem unterdrückter, das Leid intensivieren. Gerade dies ist ein Zustand, der bei Schmerzpatienten besonders häufig auftritt. Das ständige Leiden und die damit verbundenen Einschränkungen im Alltag frustrieren. Frauen sind davon häufiger betroffen als Männer.

Warum aggressive Musik helfen kann
Max-Planck-Forscherin Lydia Schneider will daher herausfinden, wie sich unterschiedliche Stimmungen in der Musik auf das Schmerzempfinden von Frauen auswirken. Die Idee dahinter: Lässt sich womöglich die schmerzlindernde Wirkung von Musik steigern, wenn man dabei den Stil produziert, der der eigenen Stimmung gerade entspricht? Aus einer früheren Studie mit Metal-Musik wusste man, es sind vor allem aggressive Lieder, die Wut in Luft auflösen können.
Und tatsächlich deutet sich an: „Hört man sich nach provozierter Wut aggressive Musik an, steigt die Schmerztoleranz, bei fröhlicher dagegen nicht“, so Schneider über die vorläufigen Ergebnisse. Grund dafür könnte die emotionale Übereinstimmung zwischen dem Gehörten und dem eigenen Empfinden sein, die wohltuend wirken könne. „Bei Ärger ist es besonders wichtig, ihn auch ausdrücken zu können, sonst staut er sich auf und beeinflusst langfristig den Körper und dessen Schmerzempfinden.“ Gegen diesen Stau kann sogar schon das Fluchen helfen, wie Studien belegen – es lindert tatsächlich die empfundenen Schmerzen.
Wie misst man Ärger?
Durch die Musik kann dem eigenen Gefühl Ausdruck verliehen werden, ohne selbst Aggressionen auszuüben. Für ihre Untersuchungen nutzte die Wissenschaftlerin jedoch nicht Metal, sondern Klassik. Sie wählte klassische Stücke, die zwar gleich stark anregten und ähnliche Instrumente nutzten, sich aber in ihrer Stimmung unterschieden – aggressive und fröhliche Musikstücke. So wollte sie sicherstellen, dass sich Reaktionen der Patientinnen besser miteinander vergleichen lassen. „Natürlich spielt auch der Musikgeschmack der Person eine Rolle“, so Schneider.