Klar ist: Der Permafrost wird vom Klimawandel angenagt und zeigt schon jetzt erste Auflösungserscheinungen an seinen Rändern. Doch wie weit das Abtauen fortgeschritten ist und in welchem Tempo es fortschreitet, ist weit weniger klar.

Wie lang ist die „Lunte“?
„Darüber geistern ganz unterschiedliche Vorstellungen durch die Öffentlichkeit“, erklärt Jens Strauss vom Alfred-Wegener-Institut für Polar- und Meeresforschung (AWI). Für die einen sind die Permafrost-Regionen eine tickende Klima-Zeitbombe, die der Menschheit demnächst um die Ohren fliegen wird. Andere gehen davon aus, dass der hohe Norden nur sehr langsam auf die Erwärmung reagiert und daher kein Grund zur Beunruhigung besteht.
„Beides stimmt nicht“, betont der Potsdamer Forscher. „Wir müssen zwar nicht damit rechnen, dass der Permafrost in ein paar Jahren riesige Mengen Treibhausgase auf einmal in die Atmosphäre spuckt und das Klima damit unweigerlich zum Kippen bringt.“ Verharmlosung sei aber auch nicht angebracht. „Immerhin setzen die Permafrost-Regionen heute schon Treibhausgase in einem Umfang frei, der nahezu den jährlichen Emissionen von Deutschland entspricht.“
Ein komplexes System
Das Problem: Die Analyse und Simulation des Permafrost-Zustands sind sehr aufwendig, weil viele Faktoren berücksichtigt werden müssen. Zwar existieren bereits Computermodelle, die dies in unterschiedlicher Detailschärfe abbilden, mit abnehmender Vereinfachung wächst aber der Rechenaufwand enorm.