Auch im Norden der Provinz Takhar wird sichtbar, was möglich ist, wenn die Entwicklungshelfer in Ruhe arbeiten können. Bereits im Jahr 2001 war die deutsche NGO Cap Anamur nach Khoja Ghor gekommen, einem Distrikt mit etwa 15.000 Einwohnern, an der Grenze zu Tadschikistan. Hier, am Grenzfluss Amu Darja, lieferten sich Russische Armee und Mudschaheddin erbitterte Kämpfe. Dreimal wurde die Distrikthauptstadt von den Taliban zerstört.
Cap Anamur baute die erste Mädchenschule in Khoja Ghor, rund 2.000 Kinder besuchen die Schule heute. Zwei Brunnen, die die Deutschen bauten, versorgen die Stadt mit sauberem Trinkwasser. Obwohl es mit Kanistern und Eseln von der Zapfstelle geholt werden muss, sei das ein enormer Fortschritt für die Einheimischen, sagt Bismilla Arifi. Der 47jährige war früher Journalist, fünf Jahre lang hat er für Cap Anamur als Übersetzer gearbeitet. Heute ist Bismilla der lokale GTZ-Experte in Khoja Ghor, und über die Probleme, unter denen sein Land leidet, ist er sich im Klaren. „Der Islam ist nicht gegen Entwicklung,“ sagt der Muslim. Doch Entwicklung brauche Zeit.
Hilfe für Frauen
Für ihn, der noch vor dem Krieg in Kabul studiert hat, ist es selbstverständlich, auch Frauen Entwicklungschancen zu bieten. Deshalb sieht er keine Respektlosigkeit darin, dass Internationale Organisationen spezielle Frauenprojekte fördern. So wie die GTZ, die Anfang des Jahres in Khoja Ghor einen Betrieb nur für Frauen ins Leben gerufen hat.
In einem schattigen Innenhof mit Nussbäumen sitzen diese Frauen, mehr als dreißig sind es, in bunten Kleidern auf dem Boden. Am Haus hängen auf einer Reihe von Kleiderhaken die blauen Burkas. Es hämmert und klopft, Drahtrollen türmen sich auf, manche der Frauen tragen große Lederhandschuhe. In mühsamer Handarbeit flechten sie Gabione, etwa zwei mal zwei Meter große Drahtgitter. Die Drahtgeflechte werden später mit Steinen gefüllt als Uferbefestigung dienen.