Mauritius, eine kleine Insel im Indischen Ozean. In der Abgeschiedenheit der Inselwelt brachte die Evolution einen eigenartigen, etwa schwanengroßen, graubraunen Vogel hervor – den Dodo oder Dödelvogel, heute auch Dronte genannte. Seine Vorfahren müssen das östlich von Madagaskar gelegene Eiland einst fliegend erreicht haben. Wie bei vielen Inselvögeln bildeten sich dann im Laufe der Zeit die Flügel zurück. Sie wurden überflüssig, weil der Dodo vor niemandem flüchten musste. Doch dann kamen die ersten Schiffe und mit ihnen die Menschen und deren Haustiere.
Ausgelacht und Ausgerottet
Dick, dumm und hässlich – so verspotteten die portugiesischen Seefahrer den flugunfähigen Vogel, als sie um 1507 auf Mauritius landeten. Erst von Hunger getrieben, später dann aus purer Langeweile oder zum Spaß, erschlugen die Seemänner ohne große Anstrengung die über die Jahrmillionen wohl etwas bequem und rundlich gewordenen „Tollpatsche“, den sie in der portugiesischen Übersetzung Dodo tauften. Dieser war so furchtlos, dass er keinerlei Anstalten machte wegzulaufen. Und auch seine Eier legte der Dodo scheinbar unachtsam in ein ungeschütztes Nest am Boden – ein wahrer Selbstbedienungsladen.
Nicht, dass das Dodofleisch gut geschmeckt hätte. Im Gegenteil. Sein Fleisch war zäh, schmeckte ranzig und wurde mit längerem Kochen eher ledriger als weicher. Nur die Eier schienen eine wohlschmeckende Köstlichkeit zu sein, von denen nicht nur die Seeleute, sondern auch ihre mitgeführten Schweine und auch ihre blinden Passagiere, die Schiffsratten, reichlich verspeisten. Einige der erwachsenen Dödelvögel wurden als lebende Souvenirs oder Fleischvorrat eingefangen und auf die Schiffe verladen.
Ohne Dodo keine Bäume
Nach den Portugiesen kamen die Holländer, dann die Franzosen, dann Engländer, zwischendurch einige Piraten und auch indische Kaufleute. Sie alle schlachteten nicht nur die riesigen Lanschildkröten für den Suppenteller sondern auch zahlreiche Dödelvögel sinnlos ab. Und so vergingen nach der Entdeckung des Dodos keine 180 Jahre, bis dieser schließlich ausgerottet war.
Dies blieb jedoch nicht ohne Folgen für den Rest der heimischen Natur, denn plötzlich wuchsen keine jungen Kalvarienbäume mehr nach. Der „Tollpatsch“ war bis dahin offensichtlich das einzige Tier, dass die harte, holzige Schale der Nüsse knacken konnte. Nicht, wie man vielleicht zuerst denken könnte, mit dem auffällig großen, krummen Schnabel, sondern mit einer ganz eigentümlichen Technik: Wie der Moa aß der Dodo Steine, mit deren Hilfe sein Magen die Nüsse zermalmte. Mit dem Kot ausgeschieden verbreiteten die Vögel die unverdaulichen Samen überall auf Maritius. Erst als die jüngsten Vertreter der langlebigen Kalvarienbäume bereits weit über 300 Jahre alt waren, kam ein Mensch auf die Idee, die harten Nüsse mit einem Hammer zu zerschlagen und neue Setzlinge zu pflanzen – noch einmal gut gegangen…
Steckbrief
- Artname: Dodo oder Dronte (Raphus cucullatus)
- Verbreitung: Mauritius
- Nahrung: Nüsse, Früchte etc.
- Körpergewicht: bis 23 Kilogramm
- Besondere Merkmale: flugunfähig; keine natürlichen Feinde; entfernte Verwandte der Tauben
- Bestand: seit 1681 ausgestorben
Stand: 30.09.2003