Das durch die Arbeit von Mikroorganismen gewonnene Biogas besteht zu 50 bis 70 Prozent aus Methan und zu 30 bis 40 Prozent aus Kohlendioxid. Minimale Anteile an Schwefelwasserstoff, Stickstoff, Wasserstoff und Kohlenmonoxid vervollständigen das Gemisch. Der flüchtige Energieträger wird in der Biogasanlage in speziellen „Tanks“ aufgefangen und gelangt schließlich über Rohrleitungen zu einem Blockheizkraftwerk oder Kraft-Wärme-Aggregat. Dort findet die Umwandlung in Strom oder Wärme statt.
Entscheidend für die Energieausbeute ist der Methangehalt des Biogases, der sehr stark der Art der verwendeten Biomasse sowie der Gärtemperatur und -zeit abhängt. Ein Kubikmeter Biogas, das zu 60 Prozent aus Methan besteht, liefert schließlich etwa sechs Kilowattstunden Energie und kann damit 0,6 Liter Heizöl ersetzen. Die erzeugte Energie wird zur Versorgung von Wohnhaus- und Stallanlagen genutzt, überflüssiger Strom ins öffentliche Netz eingespeist.
Eine völlig andere Form der Nutzung von Biogas hat dagegen vor kurzem die farmatic biotech energy ag in Zusammenarbeit mit der Bundesforschungsanstalt für Landwirtschaft (FAL) in Braunschweig entwickelt. Die Wissenschaftler konnten im Oktober 2002 einen neuartigen Energiewandler der Öffentlichkeit vorstellen, der das Biogas zu reinem Wasserstoff verarbeitet, der dann in den angegliederten Brennstoffzellen verstromt wird. Auch die Rückstände aus der Gärung landen nicht einfach auf dem Müll. Wenn die Grenzwerte der Bioabfallverordnung für Schadstoffe wie Schwermetalle eingehalten werden, dienen sie in der Regel als Dünger für Felder und Weiden.
Obwohl die Branche kräftig boomt, sind die Möglichkeiten, die Biogas bietet, noch längst nicht ausgereizt. 23 bis 25 Milliarden Kubikmeter des gasförmigen Energieträgers – so schätzen Experten vom Institut für Energetik und Umwelt in Leipzig – könnten in Deutschland Jahr für Jahr erzeugt werden. Dazu müsste man jedoch alle Potenziale bei Energiepflanzen, Deponieabfällen oder Gülle voll ausschöpfen. Diese Menge würde ausreichen, um immerhin drei Prozent des gesamten Primärenergieverbrauchs zwischen Flensburg und Oberstdorf zu decken.
Eine aktuelle Studie im Auftrag des Hamburger Emissionshauses Schroeder erwartet denn auch auf der Basis von Prognosen des BMU in den nächsten Jahren einen Bedarf von 200.000 Biogasanlagen in Deutschland. Nur so – so die Studie weiter – sei es möglich, das EU-weite Ziel zu erreichen, den Anteil erneuerbarer Energieträger zur Deckung des Energiebedarfs bis zum Jahr 2010 zu verdoppeln.
Stand: 22.10.2002