Im Gegensatz zu den Hummeln existiert das Merkmal einer gerichteten Animierung von Stockgenossinnen bei den näher mit den Honigbienen verwandten stachellosen Bienen (Meliponinen), die weltweit in den Tropen vorkommen, schon: Es gibt sowohl in Afrika als auch in Südamerika eine ganze Reihe von Arten, die ihre Artgenossen auch gerichtet zu neuen Futterquellen lenken können; die höchstentwickelten Formen finden sich bislang jedoch bei neuweltlichen Arten, während sich die Honigbienen in Asien entwickelt haben.
Im Gegensatz zu Honigbienen setzen Meliponinen oft auch bestimmte Duftstoffe ein, um den Weg zur Futterquelle zu weisen. Bei der Verständigung spielen diese chemischen Signale in den Nestern sozialer Insekten generell eine herausragende Rolle: Per Duft-Botschaft wird gewarnt und alarmiert, gelockt, erkannt und verführt, es werden Herrschaftsbereiche abgesteckt und ohne Einsatz physischer Gewalt geklärt, wer im stockdunklen „Superorganismus“ das Sagen hat.
Mehr als 30 pheromonale Signale sind allein von der Honigbiene bekannt; einen Teil nutzen Imker in aller Welt bereits, um regulierend in ihre Bienenvölker einzugreifen, zum Beispiel um Bienenschwärme anzulocken. Im Mittelpunkt des Interesses auf diesem Gebiet stehen derzeit pheromonale Signale, anhand derer Bienenarbeiterinnen mit der von ihnen zu versorgenden Bienenbrut kommunizieren.
Genauso wie bei den akustischen Signalen überprüfen die Forscher ihre Hypothesen experimentell, indem sie versuchen, mit den Tieren zu kommunizieren. Sie benutzen dazu Attrappen, die mit Duftstoff-Extrakten imprägniert sind. Wird eine entsprechende Verhaltensreaktion ausgelöst, analysieren sie die von den Tieren produzierten Duftgemische gaschromatographisch, identifizieren Einzelsubstanzen, synthetisieren sie wenn nötig und prüfen sie dann wiederum auf ihre Wirksamkeit als Auslöser einer Verhaltensweise.
Stand: 17.09.2004