„Prinzipiell fördern Schlammvulkane eine Mischung aus Ton, Wasser und Gas“, erläutert Gerhard Bohrmann vom MARUM_DFG-Forschungszentrum Ozeanränder der Universität Bremen. „Aufgrund seiner geringen Dichte ist dieses Gemisch in tieferen Erdschichten nicht stabil. Das über ihm lagernde Sediment übt so großen Druck aus, dass es an Schwächezonen, wie zum Beispiel Störungen nach oben steigt.“
Instabiler Tiefenschlamm
Als Antrieb der Schlammvulkane sind insbesondere die vorhandenen Gase im Erdinneren von entscheidender Bedeutung. „Es kommen vor allem Methan und höhere Kohlenwasserstoffe wie Ethan und Propan vor“, erklärt Bohrmann deren Zusammensetzung. „In Einzelfällen treten aber auch Kohlendioxid und Stickstoff auf.“ Während des Aufstiegs des Gas-Wasser-Gemischs bildet sich häufig zunächst ein pilzkopfartiger Schlammkörper unter der Erdoberfläche, der auf großer Breite nach oben drückt. In diesem so genannten Schlammdiapir staut sich ein enormer Druck auf, der sich letztendlich in Eruptionen entlädt und dabei auch metergroße Gesteinsbrocken mit sich reißen kann.
Welche Form der Vulkankegel schließlich an der Erdoberfläche annimmt, hängt im Wesentlichen von der Konsistenz und der Geschwindigkeit des ausgestoßenen Schlammes ab. Je nach Größe des Schlotes und der Fördermenge ist der Vulkankegel häufig nur mannshoch, er kann aber auch einen halben Kilometer Mächtigkeit erreichen. Flache Kegel entstehen bei Dünnflüssigkeit, domartige Strukturen hingegen bei langsamen Austritten und kraterähnliche Senken bei explosionsartigen Ausbrüchen.
Schlammtopf oder Schlammvulkan?
Rund 2.000 aktive Schlammvulkane sind derzeit auf der Erde bekannt, davon etwa die Hälfte am Meeresgrund. Allerdings ist die Dunkelziffer weitaus höher. Denn insbesondere in den Ozeanen vermuten Vulkanologen noch bis zu 100.000 weitere dieser Ausbruchsstellen. An Land kommen sie gehäuft an den Nahtstellen der Erdplatten vor. Als ein wahres „El Dorado“ der Schlammvulkane gilt ein Gebiet, das sich entlang tektonischer Bruchstellen von Norditalien über den Mittelmeerraum, das Schwarze Meer, die Kaukasusregion und das Kaspische Meer bis nach Indonesien erstreckt.
Solche Schlammvulkane sind übrigens nicht mit Geysiren oder Schlammtöpfen zu verwechseln, wie sie in geothermisch aktiven Gebieten wie dem Yellowstone-Nationalpark oder auf Island auftreten. Denn die heißen Quellen werden durch verdampfendes Grundwasser gespeist und von vulkanischen Aktivitäten angetrieben. An der Oberfläche hingegen sehen sie Schlammvulkanen durchaus ähnlich – als blubbernde und brodelnde Schlammkegel.
Stand: 01.06.2007