Die Forscher suchten nun nach anderen Stoffen, die eine ähnliche Schutzfunktion übernehmen können wie die Flavonoide. Eines der dabei wirksamen Prinzipien wären miteinander verknüpfte langkettige Moleküle. Genau das ist auch das Grundprinzip von Polymeren, beispielsweise in Kunststoffen.

Ein Bad im Lösungsmittel bringt Styren in die Zellzwischenräume des Holzes. © Empa
Das Problem des Trägers
Doch solche Moleküle in die Zellzwischenräume zu bringen, ist nicht einfach. Dazu ist eine Trägerflüssigkeit notwendig. Wasser wäre zwar ideal, weil es vom Holz gut aufgesaugt wird. Doch leider lässt dieses die Holzfasern aufquellen und verursacht Mikrorisse in der Zellwand. „Aber genau das wollen wir ja bekämpfen“, sagt Cabane.
Gute Trägerflüssigkeiten, die das Holz nicht anschwellen lassen, sind dagegen chemische Lösungsmittel wie DMSO oder Pyridin. Sie sind zwar weder gesund noch umweltfreundlich, aber mit ihnen konnten die Forscher zeigen, die Idee prinzipiell funktioniert. Dafür brachten sie Styrene, Bausteine des bekannten Kunststoffs Polystyrol, in die Zellzwischenräume und verbanden sie chemisch mit dem Holz und miteinander.
Aus natürlichem Holz wird so ein Holz-Kunststoff-Verbundmaterial. Einerseits verändern die Forscher so die Chemie der Holzoberfläche, anderseits füllen sie den Platz in den Zellzwischenräumen aus. Beides führt dazu, dass das Holz wasserabweisend wird.

Ein Furnier aus dem wasserfesten Holz könnte sogar Waschbecken auskleiden. © Empa
Waschbecken als Praxistest
„Das Holz bleibt selbst dann noch Wasser abweisend, wenn ich es zerkratze“, sagt Cabane, „denn der Kunststoff ist tief im Material drin.“ Tief bedeutet hier jedoch nur wenige Millimeter. Wenn er daher ein dickeres Stück Holz wasserabweisend machen will, muss eine andere Technik her. „Wir bauen im Moment gerade ein Waschbecken“, sagt der Forscher. Dafür schneiden sie das Holz in dünne Schichten, integrieren den Kunststoff und kleben die Schichten dann wieder zusammen – Furnierholz nennt sich das.
Noch ist ihre Forschung nicht ganz am Ziel, denn die Forschergruppe plant, von den schädlichen Trägerflüssigkeiten wegzukommen. Statt Lösungsmittel wollen sie in Zukunft Wasser oder superkritisches Kohlendioxid (CO2) benutzen. Denn diese Stoffe sind nicht nur gesundheitlich unbedenklich, sondern auch in Unmengen vorhanden – ein weiterer Faktor, der für die Massenproduktion von wasserfestem Holz und dessen Akzeptanz bei Konsumenten entscheidend ist.
Amanada Arroyo/ Empa
Stand: 29.04.2016
29. April 2016