Im Jahrzehnte schwelenden Streit um das Wasser des Siachen-Gletschers schuf Indien 1984 vollendete Tatsachen: Während der Militäroperation „Meghdoot“ – wörtlich als „göttlicher Wolkenbote“ zu übersetzen – besetzten indische Truppen am 13. April 1984 den Siachen-Gletscher und alle wichtigen Pässe im Bereich der Saltoro-Kette. Mit diesem massiven Luftlandeunternehmen kam das indische Militär einer erwarteten Intervention pakistanischer Truppen zuvor, die sich mit bereits besetzten Positionen in den Hochlagen konfrontiert sahen.

Aufgrund der vollendeten Tatsachen konnten die pakistanischen Streitkräfte lediglich die westlichen Hänge der Saltoro-Kette einnehmen. Damit kontrolliert Indien das gesamte Dreieck zwischen der Koordinate NJ 9.842, dem Indira Col und dem Karakorum-Pass. An dieser Konstellation und dem Frontverlauf zwischen den indischen und pakistanischen Posten hat sich seither trotz zeitweise heftiger Artilleriegefechte und kurzfristiger Geländegewinne nichts Wesentliches verändert.
Menschliches Leid und zerstörte Umwelt
Auf beiden Seiten findet eine massive Heroisierung der Hochgebirgstruppen statt, deren Einsatz im Dienste der Nation symbolhaft überhöht wird. Auch wenn keine sicheren Angaben über die Opferzahlen und Truppenstärken beider Seiten vorliegen, zeigt sich die Absurdität dieses Stellungskrieges in der Tatsache, dass mehr Soldaten durch Lungenödeme, Erfrierungen, Lawinen, Steinschlag oder Gletscherspaltenstürze ums Leben gekommen sind als durch gegnerischen Beschuss.
Ein weiterer Punkt sind die enormen Kosten, die beide Seiten für die Stationierung der Truppen sowie für Material und Transporte aufbringen müssen. Neben dem menschlichen Leid hat der 30-jährige Konflikt massive ökologische Schäden in diesem Hochgebirgsraum verursacht: Satellitenbilder zeigen Umweltschäden in der Umgebung von Bunkeranlagen, Hubschrauber-Landeplätzen und Öl-Pipelines; Tonnen von Abfällen werden regelmäßig in Gletscherspalten „entsorgt“.