Stoneking und sein Team nutzen die feinen genetischen Unterschiede der Völker dieser Welt für ihre Analysen. Aber was ist eigentlich, wenn es die irgendwann nicht mehr gibt, weil die Erde nur noch ein globales Dorf ist, in dem jeder sich an jedem Ort niederlassen kann, und weil es keine Vergleichsdaten ursprünglicher Völker gibt? Ob er sich Sorgen macht? Ein kurzes Lächeln auf seinem Mund verrät, dass er diese Bedrohung zurzeit noch nicht als akut einschätzt, aber immerhin: „Es ist etwas, worüber wir nachdenken müssen.“
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Das Problem ist erkannt: In den 1990er-Jahren gab es das Human Diversity Project, eine Art Archiv der menschlichen Genvielfalt. Aus politischen Gründen wurde es jedoch gestoppt: Indigene Gruppen hatten Protest eingelegt, weil sie fürchteten, durch das Europäische Konglomerat, wie sie sagten, ausgebeutet zu werden. Etwa durch Patentierung ursprünglicher Genkombinationen, die zur Entwicklung von Medikamenten genutzt werden, von denen dann aber wieder nur die Menschen der reichen Länder profitieren.
Inzwischen existiert das Genographic Project der National Geographic Society und von IBM. „Ob es erfolgreich sein wird, muss sich erst noch zeigen“, meint Stoneking. Erste Proteste habe es wohl schon gegeben. Für einen kurzen Moment zieht sich eine kleine Sorgenfalte über Stonekings Gesicht. Die Welt wird kleiner, die Vielfalt verschwindet vielleicht eines Tages. Für Mark Stoneking ist die Sache klar: „Wir müssen unsere Proben jetzt bekommen.“ Ein bisschen Spucke von jedem reicht ja schon.
Stand: 16.02.2007