Als zu Beginn des 19. Jahrhunderts die ersten Schnabeltiere in Europa eintrafen, hielt man sie zunächst für gut gemachte Fälschungen. Ein biberähnliches, pelziges Tier mit erbsengroßen Augen, Schwimmhäuten und einem Entenschnabel? Kein Gelehrter wollte sich damals blamieren und öffentlich die Existenz eines solchen Fabelwesens befürworten. Die schier unglaubliche Behauptung, dass dieses Tier Eier legt, aber seine Jungen säugt, kam da gerade noch recht.
Forscher haben mittlerweile herausgefunden, dass dieses Relikt der Vergangenheit eines der ursprünglichsten Säugetiere ist. Das Schnabeltier gehört aber nicht zu den Beuteltieren, sondern zu der eigenen Ordnung der Monotremata. Dies bedeutet wörtlich "Einlochtiere" und beschreibt eine wichtige Eigenheit, nämlich den Besitz einer Kloake, einer einzigen Öffnung für Exkremente und Fortpflanzung.
Das Schnabeltier weist einerseits Merkmale von Säugetieren auf – das Vorhandensein eines Fells und Milchdrüsen, mit denen die Jungen gesäugt werden – andererseits legt es aber Eier wie die Vögel und Reptilien und besitzt die eben schon angesprochene Kloake. Einen Beutel wie die Beuteltiere hat es nicht, es zieht die Jungen in unterirdischen Bauen groß.
Milch von der Haut ablecken
Nachdem das Schnabeltier ein bis drei Eier abgelegt hat, bebrütet es diese im unterirdischen Brutkessel in der Regel 10 Tage lang. Nach dem Schlüpfen werden die Jungen von der Mutter gesäugt. Da die Schnabeltiere keine eigentlichen Zitzen haben, müssen die Kleinen die Milch, die von speziellen Drüsenfeldern abgegeben wird, von der Haut ablecken.