Bestattungsunternehmen haftet ein negatives Image an. Nicht, dass sie schlechte Arbeit leisten würden – im Gegenteil. Sie erledigen das, worum wir uns nicht gerade reißen. Von A bis Z kümmern sie sich um alles, was der Tote von heute so braucht, um unter die Erde zu kommen: Reinigung, Ankleiden, Einsargung und Aufbahrung, sogar die Blumendekoration für die Trauerfeier wird besorgt.
Früher war ein Teil dieser Aufgaben in der Hand von Familie und Freunden. Der Leichnam blieb im Haus und wurde dort aufgebahrt, die Angehörigen hielten die Totenwache und übernahmen auch die Waschung und das Anlegen des Leichenhemdes. Im 19. Jahrhundert begann man mit dem Bau von Leichenhäusern und verlegte viele Friedhöfe vor die Stadttore. Man ging auf Distanz zu den Toten, hauptsächlich aus hygienischen Gründen, und trieb damit zugleich die Entwicklung des Bestattergewerbes an. Die ersten Leichenbestatter gab es zwar schon im alten Rom, aber erst ab Mitte des neunzehnten Jahrhunderts boomte die Branche. Aus Sargschreinern und Fuhrunternehmern wurden hauptberufliche Bestattungsunternehmer.
Der Gedanke, den ganzen Tag mit Toten beschäftigt zu sein, jagt uns kalte Schauer den Rücken herunter. Wer kann und will heute schon noch seine verstorbenen Verwandten versorgen? Und selbst wenn man es will: Wenn der Tod an die Tür klopft sind die meisten so paralysiert, dass sie vom professionellen Arbeitseifer der Bestatter oft glatt überfahren werden. Zeit, um sich Gedanken über alternative und persönlichere Möglichkeiten zu machen bleibt kaum. Denn die „Angelegenheit“ soll ja möglichst schnell und problemlos über die Bühne gehen.
Die Bestattung ist eine Dienstleistung wie jede andere, standardisiert und rationalisiert. Die Toten werden bürokratisch und technisch abgewickelt, kultische Aspekte oder der Wunsch, sich mit der Bestattung vom Verstorbenen zu verabschieden oder ihn zu ehren stehen häufig im Hintergrund.
Das Geschäft mit dem Tod floriert. Allein in Deutschland sterben pro Jahr über 800.000 Menschen. Den Bestattern wirft man vor, Wucherpreise zu verlangen und den Markt zu kontrollieren. Tatsächlich lohnt sich ein Preisvergleich: die scheinbar willkürlich erhobenen Gebühren, auch für Friedhofsplätze, schwanken zum Teil beträchtlich. Inzwischen gibt es einen regelrechten „Leichen-Tourismus“ innerhalb von Deutschland, aber vor allem auch ins Nachbarland Niederlande. Dort kann man sich billig und schnell einäschern lassen und wenn man möchte, auch direkt vor Ort die Asche verstreuen lassen.
Da muss man sich schon etwas einfallen lassen, um seine Pfründe zu sichern. Ein Bestatter aus Leverkusen organisiert sogar kostenlose „Butterfahrten“ in ein niederländisches Krematorium, mit dem er zusammenarbeitet. Hautnah kann man miterleben, wie Asche zu Asche und Staub zu Staub wird. Die Gäste von heute sind vielleicht die Kunden von morgen.
Stand: 23.09.2005