Andreas Trumpp, der im Juli 2008 vom Schweizerischen Institut für Experimentelle Krebsforschung in
Lausanne nach Heidelberg wechselte, erzählt von seiner ersten genetisch veränderten Maus, die er in den 1990er Jahren konstruiert hat. Damals arbeitete er im Labor des Krebsforschers und Nobelpreisträgers John Michael Bishop in San Francisco und die Methode war noch neu.
Bei einer genetisch veränderten Maus, erklärt der 45-jährige Biologe, wird das Erbgut mit gentechnischen Methoden gezielt verändert. Das Tier bekommt ein fremdes Gen hinzu oder eines seiner Gene wird ausgeschaltet. Beides dient dem gleichen Zweck: Die Wissenschaftler wollen beobachten, welche Folgen die Manipulation hat und daraus schließen, welche Rolle das Gen im Organismus spielt. Oft bauen die Forscher die gleichen Veränderungen ein, die man bei kranken Menschen findet.
Bei den Mäusen, die Trumpp in San Francisco züchtete, wurde ein Teil des Erbgutes außer Gefecht gesetzt – das berühmte MYC-Gen, ein so genanntes Krebsgen. „Wir wollten herausfinden, warum das Gen so massiv zur Krebsentstehung beiträgt, wenn es verändert ist“, erläutert er, „und genau das machen wir eigentlich bis heute.“ Auch die Maus von Armin Ehninger wird später ein zusätzliches
MYC-Gen tragen.
MYC spielt eine zentrale Rolle in der Entwicklung; ohne das Gen sind Organismen nicht lebensfähig. Fehlt MYC, sterben Lebewesen bereits als Embryonen. Seinen Einfluss übt das Gen offenbar unter anderem dadurch aus, dass es Stammzellen reguliert. Es steuert zum Beispiel das Ausreifen der Blutstammzellen, die im Knochenmark sitzen. Diese Blutstammzellen können zu roten Blutkörperchen reifen, die Sauerstoff durch den Körper transportieren, oder zu weißen Blutkörperchen, die Krankheitserreger abwehren. Seit Kurzem weiß man, dass ein verändertes MYC-Gen aus einer unausgereiften Zelle eine Krebsstammzelle machen kann.
Deutsches Krebsforschungszentrum, Magazin Einblick/ Claudia Eberhard-Metzger
Stand: 12.08.2011