Hufeisenkrebs, Pfeilschwanzkrebs, Königskrabbe, Seemaulwurf und Schwertschwanz: Das alles sind Bezeichnungen für die ursprünglichsten Vertreter der Cheliceraten. Trotz ihres Namens gehören sie nicht zu den Krebsen. Der lateinische Name einer Art, Limulus polyphemus, bedeutet soviel wie „kleiner schielender Zyklop“.
Die Pfeilschwanzkrebse, die bis zu 60 Zentimeter lang werden können, kommen in zwei weit voneinander entfernten Gebieten vor: An der Atlantikküste Nordamerikas und an den Küsten Südostasiens. Diese getrennten Verbreitungsgebiete lassen sich aus der erdgeschichtlichen Vergangenheit erklären. Die Schwertschwänze waren vor Millionen von Jahren viel weiter verbreitet als sie es heute sind. Dies belegen zahlreiche Fossilfunde aus Ablagerungen des Jura und Oligozäns. Besonders in den jurassischen Schichten von Solnhofen finden sich sehr viele fossile Schwertschwänze. Diese und andere europäischen Fundorte stellen genau das fehlende Areal zwischen den beiden heutigen Verbreitungsgebieten dar.
Demnach waren die Schwertschwänze in ihrer Blütezeit von Nordamerika über Europa bis in den Fernen Osten verbreitet, und die heutigen fünf Arten sind nur die Überreste einer einstmals großen Tiergruppe. Vertreter der Schwertschwänze kamen erstmals im Silur vor rund 440 Millionen Jahren vor, so dass man die heutigen Formen mit gutem recht als lebende Fossilien bezeichnen kann.
Als ausschließlich marine Lebewesen besiedeln sie den Meeresgrund der Kontinentalschelfe bis in eine Tiefe von 40 Metern. Hier laufen sie über den Boden und suchen im Schlamm nach Nahrung, was ihnen den Namen Seemaulwurf einbrachte. Sie können aber auch sehr gut schwimmen und kommen nicht selten ins flache Wasser. Dort findet auch die Fortpflanzung statt. Die Schwertschwänze legen in der Gezeitenzone ihre Eier in Gruben ab, anschließend werden diese von den Männchen besamt. Manche Arten tragen die befruchteten Eier aber auch an den Beinen angeheftet mit sich herum. Die Tiere können auf der Suche nach Nahrung Entfernungen bis zu 30 Kilometern zurücklegen.
Während landbewohnende Spinnentiere durch Tracheen atmen, weisen sie Schwertschwänze eine weitere anatomische Besonderheit auf. Sie haben zur Sauerstoffaufnahme Bauchkiemen entwickelt, die hinter den Laufbeinen an Blattfüßen sitzen und wie Blätter eines Buches ins Wasser ragen. Der Sauerstoff in ihrem Blut wird nicht wie bei uns durch Hämoglobin transportiert, sondern durch Hämocyanin. Hat unser Blut durch das eisenhaltige Hämoglobin eine rote Farbe, so erscheint die Körperflüssigkeit der Schwertschwänze bläulich, da das Hämocyanin Kupfer enthält und sich an der Luft blau färbt.
In der Medizin haben die Schwertschwänze eine besondere Bedeutung erlangt. Forscher haben herausgefunden, dass ihr Blut gerinnt, sobald man bakterielle Toxine hinzugibt. Diese Tatsache macht man sich zu Nutze, um pharmazeutische Produkte für Menschen, zum Beispiel intravenöse Lösungen, zu testen. Sind diese Lösungen mit Bakterien verunreinigt und werden mit dem Blut von Schwertschwänzen versetzt, gerinnt dieses und zeigt so die bakterielle Kontamination an. Auch zur Erforschung menschlicher Augenkrankheiten werden die Pfeilschwanzkrebse benutzt. Der Aufbau ihrer Augen unterscheidet sich gänzlich von dem der restlichen Cheliceraten, und komplizierte Untersuchungen über das Sehvermögen anhand von elektrischen Impulsen dienen als Ansatzpunkt zur Analyse von Erkrankungen.
Stand: 11.11.2005