Virchow macht sich als Mediziner schnell einen Namen, sodass er bald auch im Auftrag der preußischen Regierung unterwegs ist. Als 1848 in Berlin die Revolution ausbricht, weilt er gerade in Oberschlesien. Er soll dort die Ursachen einer verheerenden Typhusepidemie erforschen – ein Auftrag, der zu einem Schlüsselereignis seines Lebens wird.
„Politik ist Medizin im Großen“
Denn in Oberschlesien erlebt der Arzt eine hungernde, kranke Bevölkerung in Not und Elend. Sein Bericht über diese Zustände wird zur Anklageschrift gegen die Obrigkeit: Virchow erklärt darin, dass die Regierung schuld an der Epidemie sei, weil sie das Land vernachlässige. Zurück in Berlin beteiligt er sich am Barrikadenkampf. Diese Aktion kostet ihn zeitweilig seinen Job an der Charité. Doch sie ist die Initialzündung für eine politische Karriere mit Durchschlagskraft.
„Medizin ist eine soziale Wissenschaft und die Politik ist weiter nichts als Medizin im Großen“, konstatiert Virchow. Unter dieser Maxime engagiert er sich nach seiner Rückkehr aus Würzburg ab 1859 als Mitglied des Stadtparlaments in Berlin und lässt sich zwei Jahre später zudem ins preußische Abgeordnetenhaus wählen.
Das Beinahe-Duell
Sein Thema ist klar: die Gesundheit der Bevölkerung. Die Menschen brauchen sauberes Wasser, frische Luft und eine medizinische Grundversorgung, um gesund zu bleiben, ist Virchow überzeugt. Er setzt sich für die Errichtung öffentlicher Krankenhäuser ein und plädiert für den Bau einer neuen Wasseranlage sowie einer Kanalisation in Berlin. Anstatt Unsummen für das Militär auszugeben, solle der Staat sein Geld lieber für solche dringenden Verbesserungen der Infrastruktur investieren.