Jahrzehntelang gab es das Klonen von erwachsenen Menschen nur in der Science-Fiction Literatur. Und auch jetzt, nachdem die ersten Schritte auf dem Weg zu geklonten Menschen Realität geworden sind, werden die Vorstellungen, die die meisten mit dem Klonen verbinden, von diesen Fantasien geprägt: Klone als wandelnde Ersatzteillager, ein mittels Klontechnik zum Leben erweckter „Ötzi „. Klone als jüngere Kopien von Menschen, geklonte Einsteins und Mahatma Gandhis. Einige dieser Szenarien sind zumindest technisch durchaus vorstellbar, andere dagegen basieren auf grundlegenden Missverständnissen über die Natur eines Klons.
Kopien ohne eigene Persönlichkeit?
So zeigte sich in einer Umfrage des amerikanischen Time Magazine, dass von mehr als 5.000 Befragten immerhin ein Viertel der Meinung war, Klone hätten keine Seele. Eng damit verknüpft ist auch die Vorstellung, ein geklonter Mensch wäre kein eigenständiger Mensch, sondern eine bloße Marionette seines Vorbilds. Eine ganze Reihe dieser und ähnlicher Schreckensvorstellungen lässt sich etwas relativieren, wenn man sich klarmacht, dass ein Klon seinem Spender genauso ähnlich oder unähnlich sein wird, wie eineiige Zwillinge untereinander. Auch sie entstehen aus einer einzigen Eizelle und tragen die gleiche genetische Information in sich. Dennoch macht sie das nicht weniger zu eigenständigen Persönlichkeiten als Menschen mit unterschiedlichen Erbanlagen.
Gene und Veranlagungen können Aussehen und zu einem geringeren Maße vielleicht auch grundlegende emotionale Tendenzen vorgeben. Die Umweltbedingungen, unter denen ein Mensch aufwächst, sind jedoch für seine spätere Entwicklung mindestens ebenso entscheidend. Alle diejenigen, die sich von der Klontechnik eine Art Unsterblichkeit versprechen, weil sie in einem jüngeren Klon weiterleben möchten, könnten daher eine herbe Enttäuschung erleben. Ihr jüngeres Ich wird in der Pubertät wahrscheinlich genauso gegen sie rebellieren wie andere Kinder auch – Gottseidank.
Ein neuer Mozart per Katalog?
Aus diesem Grund gehen auch alle Hoffnungen und Ängste, man könnte sich in Zukunft vielleicht einen neuen Einstein, einen Mozart oder eine Mutter Theresa per Katalog bestellen und klonen lassen, ins Leere. Ein neuer Einstein könnte vielleicht so aussehen wie das Physikgenie, aber sich dennoch keinen Deut für abstrakte Gleichungen interessieren. Und auch eine neue Mutter Theresa wäre nicht per se gut. Hinzu kommt, dass bisher nur lebende Zellen als Spenderzellen für einen Klon in Frage kommen. Fachleute halten es daher für unwahrscheinlich, dass es in absehbarer Zeit technisch möglich sein wird, „Kopien“ von toten Menschen herzustellen.