Schwebfliegen tun es, Bockkäfer tun es und Hornissenschwärmer tun es auch. Alle diese Tierarten imitieren ein Insekt, vor dem selbst die meisten Menschen einen gehörigen Respekt haben – die Wespe. Fast 300 Nachahmer dieses wehrhaften Insekts gibt es mittlerweile allein in Mittel- und Westeuropa und längst nicht alle sind mit den Wespen nahe verwandt. Sie alle versuchen von dem „schlechten Image“ der Wespen zu profitieren und sich so vor Feinden zu schützen.
Nicht nur bei vielen Menschen läuten die Alarmglocken, wenn das Tier mit dem gefährlichen Stachel, der schwarz-gelben Streifung und der berühmten schmalen Taille im Anflug ist, auch viele Tiere nehmen dann Reißaus. Einmal von einer Wespe gestochen worden zu sein, reicht meist als Erfahrung völlig aus, um ein derart wehrhaftes Insekt in Zukunft zu meiden.
Die potentiellen Feinde der Wespen, die insektenfressenden Vögel, kennen die unangenehmen Seiten der angriffslustigen Plagegeister natürlich besonders gut und machen meist ebenfalls einen großen Bogen um alles, was auch nur im Entferntesten einer Wespe ähnlich sieht. Und gerade daraus schlagen viele Mimikry betreibende Tiere Kapital. Indem sie das allseits bekannte und wirksame Tarnkleid der Wespen kopieren, schaffen sich Schwebfliegen, Käfer und andere völlig harmlose Tiere diese gefährlichen Fressfeinde vom Hals.
Doch einen vollkommenen Schutz vor Feinden bietet die Scheinwarntracht den Nachahmern nicht. Besonders wenn der Mensch ins Spiel kommt, wird aus der vermeintlichen Tarnung schnell ein todbringender Nachteil. Schon manch völlig harmlose Schwebfliege und zahlreiche Hornissenschwärmer sind bereits wild um sich schlagenden Kindern und Erwachsenen zum Opfer gefallen, die sich so vor einer vermeintlichen Wespenattacke schützen wollten.
Längst nicht alle Nachahmungen von Tieren durch Farbe, Geruch, Körperform oder Verhalten dienen als Warnsignal und damit dem Schutz des kopierenden Tieres. Die imitierten Eigenschaften können auch bei der Brutpflege oder der Begattung eine wichtige Rolle spielen. Es gibt sogar mimikrybetreibende Lebewesen, die versuchen sich durch ihre „Verwandlung“ Vorteile bei der Beutejagd zu sichern…
Stand: 08.12.2001