Zoologie

Ein Relikt der letzten Eiszeit

Die Baikal-Ringelrobbe

  • Wissenschaftlicher Name: Phoca sibirica
  • Länge: bis 1,5 Meter
  • Gewicht: 80 – 90 Kilogramm
  • Tauchzeiten: durchschnittlich bis zu 20 Minuten
  • Tauchtiefe: bis 300 Meter
  • Verbreitung/Lebensraum: lebt ausschließlich im Baikalsee
  • Nahrung: verschiedene Süßwasserfische
  • Fortpflanzung: Weibchen gebären ein oder mehrere Jungtiere in Schneehöhlen auf dem Eis, Geburtsgewicht der Jungen circa 4 Kilogramm
Baikal-Ringelrobbe © IMSI MasterClips

Der Baikalsee ist mit seinen über 20 Millionen Jahren nicht nur der älteste See der Welt, sondern auch aufgrund seiner Flora und Fauna eine Ausnahmeerscheinung. Unter den 2.600 Tier- und Pflanzenarten sind über 1.300 Arten, die es nur hier gibt und nirgends sonst.

Besonders bekannt ist die Baikal-Ringelrobbe (Phoca sibirica). Mit nur 1½ Metern handelt es sich dabei um eine relativ kleine Robbenart, die ausschließlich in Süßwasser lebt. Um im Winter ihre Eislöcher freizuhalten besitzen die Tiere scharfe Krallen an den Vorderflossen.

Ihre Vorfahren wanderten vermutlich während der letzten Eiszeit über den Angara und den Jenissei ein. Es wird eine Verwandtschaft mit der Eismeer-Ringelrobbe vermutet – unter anderem weil beide von einer ähnlichen Laus (Echinophtirius horridus baicalensis) parasitiert werden.

Während die Baikal-Ringelrobben lange Zeit ein beinahe sorgenfreies Leben genossen, deutet sich in den letzten Jahren eine alarmierende Entwicklung an. Und wieder einmal ist es der Mensch, der das Überleben einer Art direkt oder indirekt bedroht.

Als im Sommer 1997 am Südufer des Baikalsees 150 tote Tiere angeschwemmt wurden, befürchteten Wissenschaftler ein neues Robbensterben. Bereits zehn Jahre zuvor waren etwa 10.000 Robben dem Mobili-Virus zum Opfer gefallen. Bei einer Gesamtpopulation etwa 60.0000 Tieren bedeutete dies einen herben Verlust.

Todesursache Umweltgifte?

Vermutet wurde, dass das Virus nur aufgrund der Umweltverschmutzung in der Lage war, die Tiere zu töten. Die Robben stehen am Ende der Nahrungskette und nehmen daher besonders viele Umweltgifte auf. Chlororganische Verbindungen wie Dioxine und Furane, DDT und PCB werden in der Fettschicht der Tiere gespeichert und schwächen das Immunsystem, sodass eigentlich harmlose Infektionen zum Tode führen. 1996 wies das Chemische Institut der Russischen Akademie der Wissenschaften Dioxinmengen von 175 Pikogramm pro Kilogramm Körpergewicht nach.

Auch beim erneuten Robbensterben gingen die Forscher wieder davon, dass die toxinbelasteten Abwässer der am See angrenzenden Industrie die Ursache waren. Eigentlich hat der Baikalsee schon seit 1996 den Status des Weltnaturerbes und sollte von daher entsprechend geschützt werden, trotzdem werden Industrieabwässer noch ungeklärt eingeleitet. Die Abgase der in China liegenden DDT-Fabriken verpesten noch am Baikalsee die Luft.

Und noch andere Probleme machen den Baikal-Ringelrobben zu schaffen: Mit der Industrialisierung der Gegend rund um den Baikalsee wird den Tieren zudem der natürliche Ruheraum genommen, den sie vor allem im Frühjahr zur Aufzucht ihrer Jungen in Schnee- und Eishöhlen am Ufer benötigen. Die Menschen befischen den See immer stärker und machen den Robben so ihre Beutetiere – wie beispielsweise den Ölfisch – streitig.

Aber auch die Robben selbst werden immer stärker gejagt. 5.000 – 6.000 Robben, das entspricht einer Rate von fast zehn Prozent des Gesamtbestandes, werden pro Jahr offiziell erlegt. Die Zahl der gejagten, aber nicht direkt getöten Tiere, liegt entsprechend höher. Das Wildern von Robben hat mit der schwierigen wirtschaftlichen Lage weiter zugenommen. Mit der Klimaerwärmung – die südliche Hälfte des Sees friert später und schmilzt eher als früher – hat sich außerdem die Fortpflanzungszeit für die Robben stark verkürzt.

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Stand: 07.10.2001

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Inhalt des Dossiers

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Über die "großen Meerungeheuer"...
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Ohne Rücksicht auf Verluste...
Der Walfang

Walfleisch als Sondermüll?
Der Leidensweg der Cetacea ist noch nicht zu Ende

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"Flipper, Flipper - gleich wird er kommen..."
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Von Flossenfüßern, Direkteinspritzern und Blutverteilungssystemen
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