Mitte des 19. Jahrhunderts war der Schweizer Louis Agassiz, zur damaligen Zeit Professor an der weltberühmten Harvard Universität, mit einigen Kollegen in den unterschiedlichsten Regionen Nordeuropas und Nordamerikas unterwegs, um geologische Untersuchungen durchzuführen. Sein besonderes Interesse galt dabei Gletschern und ihren Ablagerungen. Er war in der „Szene“ kein Unbekannter. Bereits Jahre zuvor hatte er als einer der Ersten in den Alpen die Bewegung von Talgletschern gemessen und dabei Geschwindigkeiten von bis zu 75 Metern pro Jahr festgestellt.
Bei seinen neuerlichen Forschungsarbeiten entdeckte Agassiz zu seiner Verwunderung fast überall in seinem riesigen Untersuchungsgebiet Spuren, die er als Relikte von früheren Vergletscherungen deutete. Manche davon – beispielsweise in den flachen Präriegebieten des Mittleren Westens – lagen weit entfernt von den heute vereisten Gebieten Nordamerikas. Die Ablagerungsflächen waren zudem so groß, dass sie nicht von normalen Talgletschervorstößen stammen konnten.
In ihm reifte der Gedanke, dass in früheren Zeiten der Erdgeschichte nicht nur die Polkappen vereist gewesen sein mussten, sondern auch große Flächen im Inneren der Kontinente. Diese Vergletscherungen waren für die gefundenen Ablagerungen verantwortlich. Die Idee von Eiszeiten, die in mehr oder minder regelmäßigen Abständen Teile der Erde in regelrechte Kältewüsten verwandelten, war geboren. Agassiz und seinen Mitarbeitern gelang es in der Folgezeit, große Teile der gleichermaßen erstaunten wissenschaftlichen Welt und der breiten Öffentlichkeit von ihrer Theorie zu überzeugen. Der Erfolg von Agassiz hatte einen handfesten Grund: Fast überall auf Welt fand man im Laufe der nächsten Jahrzehnte Spuren solcher gigantischer Inlandvereisungen.
Schon zu diesem frühen Zeitpunkt der Eiszeitforschung begann man sich jedoch Gedanken darüber zu machen, wie es zu diesen Eiszeiten gekommen war. Zunächst standen die Forscher vor einem Rätsel. Und auch heute – mehr als 150 Jahre nach den bahnbrechenden Entdeckungen von Louis Agassiz – haben die modernen Wissenschaftler noch immer keine abschließende Erklärung für das regelmäßig wiederkehrende Eiszeitenphänomen gefunden – zu komplex sind die Vorgänge die das Klimageschehen der Erde beeinflussen, zu wenig weiß man heute noch über das Klima der Vergangenheit…
Stand: 19.02.2002