Die über dem Talkessel der Stuttgarter Innenstadt gelegene Uhlandshöhe hat schon einiges miterlebt: Umgeben von einer großen Parkanlage steht hier seit rund einhundert Jahren die erste Waldorfschule. Fast genauso lange schauen die Hobby-Astronomen des Vereins Schwäbische Sternwarte e.V. von ihrem dortigen Observatorium in den Nachthimmel – und seit 2012 steht dort nun auch das „UFO“.
Demonstrator im Observatorium
Hinter dieser Abkürzung verbirgt sich das Uhlandshöhe Forschungsobservatorium, ein erster Außenposten der DLR-Forscher, um die laserbasierte Detektion von Weltraumschrott unter realen Bedingungen umzusetzen und zu testen. Mit Beteiligung der Systemelektronik-Auszubildenden des Instituts sowie der Mitglieder der Schwäbischen Sternwarte hat das Team um Wolfgang Riede dort in einer Kuppel einen funktionsfähigen Demonstrator aufgebaut.
„Mit Hilfe des UFOs untersuchen wir die Möglichkeiten und Grenzen unseres Konzepts und entwickeln vor allem die Steuerungssoftware ständig weiter“, beschreibt Daniel Hampf, der die Aktivitäten auf der Uhlandshöhe leitet, die aktuelle praktische Arbeit. „Die Steuerungssoftware haben wir komplett selbst geschrieben. Sie gehört zu den größten Herausforderungen im Projekt, weil sie alle Komponenten zu einem funktionierenden Ganzen zusammenbringen muss.“
„Kooperative“ Objekte als erster Test
Erste Messungen mit dem optischen Teleskop führten die DLR-Forscher bereits 2013 durch. Seit Ende des Jahres 2015 kommt auch der Laser zur Abstandsbestimmung zum Einsatz. Die Forscher vermessen zunächst sogenannte kooperative Objekte – Objekte, deren Bahn schon ungefähr bekannt ist und die mit einem Reflektor versehen sind, der das Lichtsignal des Lasers besonders gut zurückwirft. Neben Satelliten können das zum Beispiel bereits bekannte, größere Weltraumschrott-Objekte sein.
Um festzustellen, wie genau die Abstandsmessung mittels Laser ist – und so die Laufzeitelektronik des Systems zu eichen –, haben die DLR-Wissenschaftler eine weitere Stuttgarter Höhe besetzt: An der Grabkapelle auf dem Württemberg, die König Wilhelm I. als Liebesbeweis für seine jung verstorbene Frau Katharina erbauen ließ, brachten sie einen kleinen Reflektor an. Mit dessen Hilfe können sie den Abstand zwischen dem UFO und der Grabkapelle messen, diesen mit der Entfernung auf der Karte vergleichen und so ihr System kalibrieren.
Denise Nüssle/ DLR-Magazin
Stand: 07.09.2018