Sie scheinen Welten voneinander entfernt: die Funk-Amateure, die vor ihren rauschenden Radiokisten hocken und sich mit nur dem eingeweihten verständlichen Rufzeichen und Kürzeln verständigen und die gewaltigen, sich fast lautlos bewegenden Schüsseln der Radioteleskope, die an Berggipfeln oder anderen exponierten Stellen in den Himmel lauschen. Doch der Eindruck täuscht: Ohne die frühen Radioamateure gäbe es heute keine Radioastronomie.
Den Anfang nahm diese Entwicklung zu Beginn des 20. Jahrhunderts: Seitdem Guglielmo Marconi 1901 zum ersten Mal eine Nachricht per Radiowellen über den Atlantik geschickt hatte, war das Funknetz angewachsen, Schiffe wurden mit den neuen Geräten ausgerüstet, riesige Masten sollten die transatlantischen Verbindungen gewährleisten. Als besonders geeignet galten zu dieser Zeit vor allem die extrem niedrigen Frequenzen mit Wellenlängen von 200 Metern und mehr.
Immer mehr beteiligten sich auch Privatleute an der neuen, drahtlosen Kommunikationsform. Um Ordnung in den immer stärker wuchernden Wellensalat zu bringen, griffen die Regierungen ein: Sie reservierten die langen Wellen für den „offiziellen“ Radio- und Funkverkehr und verdrängten die Amateure auf die – vermeintlich – für Langstreckenverbindungen ohnehin nutzlosen Kurzwellen.
Ironischerweise waren es genau diese Einschränkungen, die den Weg für entscheidende Entdeckungen bereiteten: Gezwungen, auf die Kurzwellen auszuweichen, unternahmen Radioamateure in aller Welt ab 1921 gemeinsame Anstrengungen, auch mit kurzen Wellen über weite Entfernungen zu kommunizieren. Und es gelang: Am 27. November 1923 stand – scheinbar allen bisherigen Erkenntnissen widersprechend – die erste Kurzwellenverbindung über den Atlantik. Sie kam zustande, weil die Ionosphäre, eine äußere, elektromagnetisch geladene Atmosphärenschicht, die Kurzwellen reflektierte und damit als „Bande“ für die Verbindung diente.
Kaum hatten die „Amateure“ dies entdeckt, als auch schon die kommerziellen Unternehmen nachzogen. Im Gegensatz zu den extrem aufwendigen und energiefressenden Sendeanlagen für die Langwellen konnten Kurzwellen schon mit einfachen kleinen Geräten ausgestrahlt und empfangen werden, und auch drahtlose Telefonverbindungen rückten plötzlich in greifbare – und vor allem bezahlbare – Nähe. Und genau dieses plötzliche Interesse der großen Telefongesellschaften sollte zur entscheidenden Entdeckung führen – zur ersten Beobachtung von Radiowellen aus dem All…
Stand: 27.08.2001