Weniger auf Funktionalität als auf Optik setzt ein anderer tierischer Innenarchitekt, oder besser gesagt: Dekorateur. Der Laubenvogel ist der Kitsch-König unter den Gefiederten. Um die Frauenwelt in seiner Heimat Australien oder Neuguinea zu beeindrucken, steckt das Männchen eine kleine Allee aus Zweigen ab und legt den Gang mit Steinen, Muscheln und kleinen Knochen aus.
Doch dann geht es erst richtig los: Eifrig hortet der Liebeswütige ein Sammelsurium an Objekten, alle in einer bestimmten Farbe, die er hübsch vor seiner Liebeslaube drapiert und den Damen zur Schau stellt.
Reine Geschmackssache
Ob tiefblau, knallrot oder schlicht weiß: Was beim anderen Geschlecht ankommt, sei tatsächlich eher Geschmackssache, vermutet Wolfgang Forstmeier vom Max-Planck-Institut für Ornithologie. „Wahrscheinlich gibt es gar keinen evolutionären Vorteil für das Weibchen, die eine oder die andere Farbe zu bevorzugen. Es ist es reine Ästhetik, so wie wir Menschen eine Farbkombination bei der Kleidung oft als schön empfinden und eine andere als schrill.“
Tatsächlich haben die einzelnen Laubenvogelarten aber ihre persönlichen Vorlieben entwickelt. Während Braunbauch-Laubenvögel auf Weiß schwören, wissen Seidenlaubenvogel-Männchen genau, dass sie ihre Herzdame mit Blautönen zum Dahinschmelzen bringen. Deshalb zerdrücken sie entsprechend farbige Beeren und verpassen ihrer Laube mit einer Feder den passenden Look.
Optische Täuschung
Unabhängig von der Farbgestaltung ihrer Liebesnester nutzen die Vogelmännchen einen weiteren verblüffenden Trick für die Inneneinrichtung. Beim Schmücken des Bodens achten sie penibel darauf, kleinere Objekte in Eingangsnähe auszulegen, während größere Objekte weiter weg platziert werden.
Aus dem richtigen Blickwinkel betrachtet erscheinen dann durch eine optische Täuschung alle Objekte gleich groß, was Laubenvogel-Weibchen anscheinend gut gefällt. Zudem wirkt das Männchen neben den kleinen Steinchen und Muscheln selbst größer als es wirklich ist, was ebenfalls attraktiv auf die potentielle Partnerin wirkt. Diese verlässt das Männchen und seine aufwändig gestaltete Laube nach vollzogenem Liebesakt übrigens wieder – und baut sich zur Brut und Aufzucht des Nachwuchses lieber ihr eigenes Nest.
Christian Lüttmann
Stand: 24.03.2017