Es wird ein Abstieg ins Ungewisse unter extremsten Bedingungen. Kein Organismus könnte einen derartigen Spießrutenlauf überstehen, selbst technische Systeme werden an die Grenzen Ihrer Belastbarkeit geführt – dann, wenn die Raumkapsel Huygens in die Wolkenschichten des größten Saturnmonds Titan hinabstößt. Sie wird eine Welt »sehen«, die noch kein Kamera-Auge zuvor je erblickt hat.
Huygens ist der europäische Part jener Kombi-Mission, deren anderer Teil aus dem Nasa-Orbitalraumschiff Cassini besteht. In zweieinhalb Jahren ist es soweit, dann erreicht das Pärchen den Saturn. Um Kommunikationsprobleme zu vermeiden, musste der ursprüngliche Kurs umprogrammiert werden, weshalb sich unter anderem auch der Eintritt von Huygens in die Titan-Atmosphäre nun um sieben Wochen nach hinten verschiebt; er wird demnach erst am 14. Januar 2005 erfolgen.
Was ist so interessant an diesem eisig kalten Saturntrabanten?
Vor allem hat es den Forschern die komplexe Chemie seiner »Lufthülle« angetan wie auch die Rätsel seiner Oberfläche. Die organischen Stoffe hier dürften die Situation auf der Urerde relativ gut widerspiegeln und somit gleichermaßen einen Blick zurück zu unseren Anfängen zulassen.
Um die exobiologischen Belange der Mission kümmert sich der Wissenschaftler François Raulin aus Paris. Mit ersten Labor-Experimenten versucht er die Atmosphäre des fernen Mondes möglichst real zu simulieren. Dabei geht es immer wieder um Vorgänge, bei denen aus einfachen Gasen komplizierte Kohlenstoffmoleküle werden, jene unumgänglichen Bausteine für Leben…
Stand: 29.09.2002