Das Fasten hat eine Jahrtausende alte Tradition: Schon im alten Ägypten kannte man Perioden der Enthaltsamkeit, verzichtete beispielsweise auf Fleisch oder Fisch. Im Judentum und im Buddhismus wurde dem Fasten bereits früh eine reinigende Wirkung für Körper und Geist zugeschrieben. Später übernahm das Christentum diese Tradition und führte eine Fastenzeit vor Ostern ein, der Islam hat mit dem Ramadan seine eigene Fastenzeit.
Empfohlen schon von Hippokrates
Während diese Fastenperioden jedoch meist religiös-spirituell motiviert waren, stand bei den alten Griechen eher der handfeste Nutzen im Vordergrund: Hippokrates empfahl um 400 vor Christus: „Sei mäßig in allem, atme reine Luft, treibe täglich Hautpflege und Körperübung … und heile ein kleines Weh eher durch Fasten als durch Arznei.“
Ärzte im Mittelalter und in der Renaissance griffen dies auf und verordneten ihre Patienten ebenfalls gerne Fastenkuren als Heilmittel gegen eine ganze Palette von Leiden, vom Fieber über Syphilis bis hin zu Altersbeschwerden. Im 13. Jahrhundert empfahl der französische Chirurg Guy de Chauliac das Fasten auch vor einer Operation. Antrieb für ihre Empfehlungen war die Beobachtung, dass die periodische Enthaltsamkeit manchen Patienten gut zu tun schien.
Vereinnahmt von der Naturheilkunde
In der Neuzeit wurde das Heilfasten zunächst von der modernen Medizin und der Vielzahl an neuen Arzneimitteln und Therapien verdrängt. Sie wirkten schließlich schneller und eindeutiger, und eine Tablette zu schlucken ist allemal einfacher als tagelang zu hungern. Es wundert daher nicht, dass ein Fasten als Heilmittel in der Schulmedizin kaum vorkommt und vielfach eher mit Misstrauen betrachtet wird,
In der Naturheilkunde dagegen erfreut sich das Heilfasten bis heute großer Beliebtheit. Besonders im 19. Jahrhundert entwickelten sich gleich mehrere Varianten des althergebrachten Wasserfastens, darunter das Saftfasten, das Buchinger-Fasten oder das Molkefasten. Sie alle erleben heute eine echte Renaissance – wenngleich oft nicht frei von esoterischer Verbrämung.
Nadja Podbregar
Stand: 11.03.2016