Bis heute steht der Loch Ness im Schatten seines potenziellen Bewohners Nessie. Dabei hat der durch das „Seeungeheuer“ berühmt gewordene See auch so ausreichend Interessantes und sogar Rekordverdächtiges zu bieten: Mit einer maximalen Tiefe von 220 Metern und einer Durchschnittstiefe von 130 Metern ist er immerhin der tiefste See Großbritanniens.
Rund 39 Kilometer lang und nur eineinhalb Kilometer breit bildet der Loch Ness eine nasse Grenze zwischen den nordwestlichen Highlands und dem Rest Schottlands. Das Seebett gleicht einer gigantischen Badewanne: Steil ansteigende Wände umgeben den extrem ebenen Seegrund. Dieser steigt nur an einer Stelle, dem Zufluss des Foyers, an und teilt so das Seebecken in zwei tiefere Hälften. Der Boden des Sees besteht aus einer mehrere Meter dicken, dunklen Schicht aus organischem Sediment, darunter liegt eine in der letzten Eiszeit abgelagerte blaugraue Tonschicht.
Mit mehr als 60 Millionen Liter Fassungsvermögen enthält der See mehr Wasser als alle anderen Seen Schottlands, Englands und Wales zusammengenommen. Er wird von sieben Zuflüssen gespeist, hat aber nur einen einzigen Abfluss, den River Ness, der rund zehn Kilometer vom See entfernt bei der Stadt Inverness ins Meer mündet.
Seit dem Bau des Caledonian Canal ist der Loch Ness über seine beiden Nachbarseen Loch Lochy und Loch Oich auch mit dem Atlantik auf der Westseite Schottlands verbunden. Eine Reihe von Schleusen und Wehren gleicht die Wasserstandsunterschiede der verschiedenen Seen und Flüsse aus und versperrt damit gleichzeitig Fischen, Seehunden, Ottern – oder auch Nessie – die freie Passage. Fischtreppen und spezielle Öffnungen ermöglichen es den Tieren normalerweise aber dennoch, den See auch vom Meer aus zu erreichen.
Wegen seines gewaltigen Wasservolumens und seiner großen Tiefe reagiert der See nur langsam auf Temperaturveränderungen der Umgebung. Der größte Teil seines Wasserkörpers bleibt konstant bei vier bis fünf Grad, nur die oberen Meter sind je nach Jahreszeit wärmer oder kälter. Zwischen beiden Wasserbereichen liegt eine scharfe Grenze, die so genannte Thermokline. Die konstante Temperatur großer Teile des Seewassers verhindert auch das Zufrieren des Loch Ness im Winter – selbst bei extremem Frost bleibt der See eisfrei.
Stand: 03.06.2005