R
Als „geeignet“ gelten vor allem sonnenähnliche Sterne. Die Rate der Bildung geeigneter Sterne ist die noch am ehesten durch astronomische Beobachtungen gestützte Variable. Zeigen doch die Aufnahmen des Weltraumteleskops Hubble und anderer Teleskope immerhin, dass auch heute noch „Sternenwiegen“ im Kosmos existieren. Die Schätzungen für diesen Wert rangieren dennoch zwischen einem und 20.
f(p)
Nachdem mehr und mehr extrasolare Planeten entdeckt werden, gehen Astronomen heute davon aus, das rund die Hälfte aller Sterne Planetensysteme ausbilden. Die andere Hälfte ist entweder zu kurzlebig oder zu klein und hat daher eine zu geringe Anziehungskraft um Planeten an sich zu binden. f(p) wäre demnach nach heutigem Wissensstand bei rund 0,5.
n(e)
In unserem Sonnensystem liegt mindestens ein Planet in der „Zone des Lebens“ – dem Bereich, in dem die Temperaturen und die Anwesenheit von flüssigem Wasser die Entwicklung von Leben möglich macht – die Erde. Doch auch der Mars könnte in der Vergangenheit in dieser Lebenszone gelegen haben. Inzwischen wird sogar unter dem Eis des Jupitermondes Europa flüssiges Wasser vermutet. Auch er wäre daher ein möglicher Kandidat für diese Variable. Ausgehend von diesen Annahmen könnte auch in anderen Planetensystemen mindestens ein Planet in diese Kategorie passen, möglich wäre es aber genauso, dass nur einer unter 40 oder sogar unter 1.000 diese Bedingungen erfüllt. Die Schätzungen variieren daher zwischen n(e) = 1 und n(e) = 0,001.
f(l)
Mit der Frage, auf wie vielen der Planeten in der Zone des Lebens auch tatsächlich Leben entsteht, verlassen wir endgültig den Grund der einigermaßen fundierten Schätzungen und begeben uns in das Reich der Zahlenspiele. Auch hier gehen die Schätzungen entsprechend weit auseinander. Während Ron Hipschman von SETI-Institut vorsichtig eine Quote von einem unter fünf Planeten annimmt, sind andere Astrobiologen der Ansicht, dass dort, wo die Bedingungen prinzipiell lebensfreundlich sind, fast zwangsläufig auch irgendwann Leben entsteht. Für sie wäre diese Variable demzufolge 1.
f(i)
Die Wahrscheinlichkeit, dass Leben, wenn es einmal entstanden ist, irgendwann auch intelligente Organismen hervorbringt, wird nach wie vor heiß diskutiert. Die Meinungen reichen von „extrem unwahrscheinlich“ bis zu „fast zwangsläufig“. Entsprechend schwanken die Angaben für f(i) zwischen 1 und 0,00001, Werte von 0,5 oder 0,75 sind jedoch häufig.
f(c)
In der Frage, wie viele intelligente Lebensformen eine Zivilisation entwickeln, die technologisch zumindestens im Stande ist, mittels Radiosignalen zu kommunizieren, ist die Spannbreite der Schätzungen weitaus geringer. Die meisten Werte rangieren hier zwischen 0,5 und 1.
L
Der vielleicht schwierigste und entscheidendste Faktor der gesamten Gleichung. Die Überlebensdauer einer technologischen Zivilisation bestimmt, wie lange sie fähig wäre, überhaupt ein Lebenszeichen zu senden. Die Menschheit befindet sich erst seit gut 50 Jahren in der Kategorie der technologisch entwickelten Zivilisationen im Sinne der Drake-Gleichung. In dieser kurzen Zeit hat sie es allerdings gleich mehrfach geschafft, sich an den Rand der Selbstzerstörung zu bringen.
Sollte dies auch für andere Zivilisationen zutreffen, sind dies nicht gerade gute Aussichten für SETI. Tatsächlich schwanken auch hier die Ansichten zwischen Pessimismus: „Nach maximal einigen Jahrhunderten jagen sich solche Gesellschaften unausweichlich selbst in die Luft“ und extremem Optimismus: „Wenn eine Zivilisation erst einmal das instabile Anfangsstadium überlebt hat, könnte sie nahezu unsterblich werden.“
Je nachdem, welchem Standpunkt man eher zuneigt, wird sich auch das Ergebnis der gesamten Gleichung, N, die Anzahl der heute in unserer Galaxie vorhandenen, theoretisch kommunikationsfähigen Zivilisationen, deutlich unterscheiden. Frank Drake ging ursprünglich von mehr als einer Million Zivilisationen in der Milchstraße aus, korrigierte diese Schätzung aber später auf rund 10.000. Andere setzen L gleich 50, der Lebensdauer unserer Zivilisation und ermitteln auch für N einen ähnlichen Wert.
Eine endgültige Antwort auf die Streitfrage „ETI – Sein oder nicht sein“ wird es wohl in absehbarer Zeit so oder so nicht geben – es sei denn, die SETI-Forscher empfangen doch noch eine Botschaft aus dem All…
Stand: 08.05.2003
8. Mai 2003