Was ist Intelligenz? Diese Frage ist nicht nur zentral, wenn es um unsere eigenen geistigen Fähigkeiten geht. Sie spielt auch eine entscheidende Rolle in der Diskussion um Fortschritte, Vorteile und Risiken der künstlichen Intelligenz.

Kognitiv schon nahe dran
„Intelligenz ist ein facettenreiches und schwer fassbares Konzept, das Psychologen, Philosophen und Computerwissenschaftler seit langem herausfordert“, erklärt der KI-Forscher Sebastien Bubeck von Microsoft Research. „Es gibt keine allgemein akzeptierte Definition der Intelligenz.“ Einig ist sich die Forschung allerdings darin, dass sie eine breite Palette an kognitiven Fähigkeiten umfasst – gängige IQ-Tests versuchen dies durch eine Batterie verschiedenster Aufgaben abzudecken.
In solchen rein kognitiven Fähigkeiten scheinen uns KI-Systeme wie GPT-4 oder BARD bereits ebenbürtig. Die Computerhirne haben in gängigen IQ-Tests besser als 99,9 Prozent der menschlichen Absolventen abgeschnitten und auch einige Tests zur Maschinenintelligenz bestanden. Dazu gehört der berühmte Turing-Test. Er gilt als bestanden, wenn ein Mensch nicht unterscheiden kann, ob er mit einem Computer kommuniziert oder einem echten Menschen. Auch akademische Prüfungen oder berufliche Tätigkeiten absolvieren KI-Systeme inzwischen ähnlich erfolgreich wie menschliche Testpersonen.
Starke und schwache KI
Was aber sagt dies über die Intelligenz der künstlichen Intelligenz? Im Jahr 1980 entwickelte der US-Philosoph John Searle dazu die Theorie der starken und schwachen KI. Als schwache KI sieht er Systeme, die zwar die ihnen gestellten Aufgaben lösen, aber nicht wirklich verstehen, was sie tun und auch keine Intentionen oder ein Bewusstsein entwickeln. Gängiges Beispiel dafür sind Expertensysteme in der Technik oder die Spracherkennungssysteme digitaler Assistenten wie Siri, Alexa und Co. Ein starkes KI-System kann dagegen nicht nur die Aufgaben lösen, sondern auch ihren Sinn verstehen, eigene Pläne und Vorgehensweisen entwickeln und Neues erschaffen.