Wenn es um Nutzen und Schutz des Waldes geht, spielt auch die menschliche Psyche eine Rolle und erschwert eine sachliche Diskussion. Unter den Kronen von Eichen und Buchen fühlt sich fast jeder Mensch instinktiv wohl und kommt zur Ruhe. Vor allem die Deutschen haben ein geradezu romantisches Verhältnis zum Wald. Er wird verklärt als Gegenentwurf zur hektischen Stadt und zur stinkenden Fabrik.

Vor diesem Hintergrund hat eine Berechnung, wie sie Schulze vorlegt, auch eine erhebliche politische Bedeutung. Er selbst leitet aus seiner Kalkulation Forderungen ab. Seiner Ansicht nach sollten Waldeigentümer für eine nachhaltige Bewirtschaftung belohnt werden. Sie könnten etwa von einer CO2-Steuer profitieren, die auf die Verbrennung fossiler Brennstoffe erhoben würde.
Sich selbst überlassen oder bewirtschaften?
Unterstellt man dagegen, dass ein Naturwald dem Klimaschutz besser dient als ein Nutzwald, müsste die Politik anders vorgehen. Dann wäre sie gehalten, große Teile der deutschen Wälder sich selbst zu überlassen und von den Besitzern der Wirtschaftswälder für jeden Einschlag eine CO2-Abgabe zu verlangen. Doch das wäre kurzsichtig gedacht, denn Holz ist als Werkstoff nicht zu ersetzen, zumal Holz in Zukunft vermehrt Baustoffe ersetzen soll, die mit viel Energie hergestellt werden.
„Wie sollen wir auf Bewirtschaftung verzichten, wenn wir Holzprodukte brauchen?“, gibt Max-Planck-Forscher Hartmann zu bedenken. Denn wenn die Stämme nicht aus Deutschland kommen, dann müsste man sie aus Sibirien oder aus den Tropen importieren, was dem Klima mit Sicherheit mehr schaden würde, weil die Forstwirtschaft dort meistens nicht nachhaltig arbeitet. Im schlimmsten Fall werden dort Wälder abgeholzt, die große Mengen Kohlenstoff speichern und nicht entsprechend schnell nachwachsen können.