1292 – Marco Polo ist mittlerweile 38 Jahre alt, Vater und Onkel haben die 60 längst überschritten. Nach 17 Jahre am Hofe Kublai Khans – so finden sie – ist die Zeit reif für Veränderung. Die Europäer wollen endlich nach Venedig zurück. Schon bald bietet sich eine günstige Gelegenheit. Kublai Khan will eine seiner Töchter, die Prinzessin Kokätschin, mit dem wichtigen Khan Argun in Persien verheiraten und bereitet deshalb eine Gesandtschaft vor. Die Polos bitten den Herrscher um die Erlaubnis die Reisenden begleiten zu dürfen. Der Herrscher lässt sie nicht gerne ziehen, stattet sie aber dann nach einigem Zögern doch mit Schutzbriefen und weitreichenden Hilfen aus.
In aller Eile tauschen die Polos ihr gesamtes Hab und Gut in Edelsteine um und machen sich reisefertig. Noch einmal hat der Khan eine Überraschung für die Venezianer bereit. Wegen eines Krieges in Zentralasien geht es nicht auf dem Landweg, sondern per Schiff auf den Weg in Richtung Heimat. Kublai Khan rüstet eine ganze Flotte aus, die die Polos und ihre Begleitung sicher nach Persien und dann nach Venedig bringen soll. 14 Schiffe mit mehr als 600 Mann Besatzung machen sich schließlich noch im selben Jahr von Quanzhou im Süden Chinas aus auf die Reise.
Von den guten Wünschen des Kaisers begleitet, läuft zunächst alles nach Wunsch. Erst in der Nähe der Sundainseln im Südchinesischen Meer gibt es erstmals Schwierigkeiten. Das schlechte Wetter lässt eine Orientierung nach den Sternen nicht mehr zu und die Flotte irrt eine zeitlang durch die dortige Inselwelt. Schließlich werden die Reisenden nach Sumatra verschlagen. Aufgrund des drehenden Monsuns können die 14 Schiffe von dort aus nicht weiterfahren und bleiben monatelang vor Anker.
Für die Dauer ihres Aufenthalts haben die Europäer mit einem schwierigen Problem zu kämpfen – auf Sumatra scheint es vor Kannibalen nur so zu wimmeln. Die Seefahrer sind gezwungen einen befestigten Stützpunkt zu errichten und mit allerlei Verteidigungsanlagen auszurüsten, um vor den Eingeborenen einigermaßen geschützt zu sein.
Als sich endlich günstige Winde einstellen, wagen sich Marco Polo und seine Gefährten wieder aufs Meer hinaus. Auf geht die Fahrt! Zunächst die Küste Sumatras entlang und dann nach Sri Lanka. Beeindruckt vom Edelsteinreichtum der Insel geht es weiter nach Indien, wo sie im Norden des Subkontinents in Gujarat landen und dort die schönsten Stickereien der Welt bewundern, wie Marco Polo berichtet.
Trotz aller spannenden Erlebnisse hat die viele tausend Kilometer lange Reise auch ihre Tücken. Wasser und Nahrungsvorräte sind an Bord immer knapp bemessen. Hunger und Durst, Skorbut, Infektionskrankheiten, aber auch Stürme fordern viele Todesopfer unter den Matrosen. Auch einige der 14 Schiffe müssen aufgegeben werden. Nur 18 der 600 Matrosen überleben schließlich die dreijährige Schiffsreise bis zum Persischen Golf. Wie durch ein Wunder bleiben Marco Polo und seine Freunde von diesem Schicksal verschont.
Der Rückweg von Bandar Abbas nach Venedig gestaltet sich dann schwieriger als von den Polos erwartet. Khan Argun ist vor dem Eintreffen seiner Braut verstorben und die Polos können die Mongolenprinzessin nur noch seinem Sohn Ghazan übergeben. Nach einem kleinen Abstecher nach Aserbaidschan landen die Polos schließlich als Bettler verkleidet in Trapezunt an der Schwarzmeerküste. Glücklicherweise finden sie ein Schiff, das sie zügig nach Konstantinopel bringt. 1295 – mehr als 24 Jahre nach dem Aufbruch ins Ungewisse – kehren die Polos einigermaßen wohlbehalten in ihre Heimatstadt Venedig zurück.
Zerlumpt, halb verhungert und vor Dreck starrend werden die Polos selbst von den engsten Angehörigen kaum erkannt. Auch von ihrem Auftreten und von der Sprache her ähneln sie mittlerweile eher Mongolen als edlen Venezianern. Die zahlreichen mitgebrachten Rubine, Diamanten und Smaragde aber, die sie während der langen Reise meist direkt am Körper getragen, machen sie in der Heimat zu wohlhabenden Bürgern.
Stand: 28.01.2002