Um die ökologischen Folgen der Erschließung all der Rohstoffe in der Tiefsee abschätzen zu können, müsste eigentlich das gesamte Ökosystem untersucht werden, was in großen Tiefen sehr schwierig ist. Hierbei kommt nun eine kleine, eigentlich recht unscheinbare Muschel ins Spiel: die Bathymodiolus childressi, eine Tiefsee-Verwandte unserer Miesmuschel. Sie kommt in etwa 500 Metern Wassertiefe an kalten Quellen im Golf von Mexiko und an der US-Ostküste vor.
Sind die Populationen isoliert?
Meeresforschern vom Kiel Marine Organism Culture Center, einem Gemeinschaftsprojekt des GEOMAR und des Kieler Exzellenzclusters „Ozean der Zukunft“, ist es nun gelungen, sie in Aquarien zu halten. „Mithilfe von Computermodellen können wir nachvollziehen, wohin die Muschellarven fortgetrieben werden“, sagt die Biologin Corinna Breusing von der Graduiertenschule HOSST, die unter Betreuer Thorsten Reusch am GEOMAR ihre Doktorarbeit schreibt.
„Wir können feststellen, ob möglicherweise Strömungen, Fronten zwischen den Wassermassen oder ähnliche Barrieren den Austausch zwischen verschiedenen Populationen verhindern.“ Auf der genetischen Ebene untersucht die Doktorandin, ob sich verschiedene Populationen kreuzen können oder ob bestimmte Reproduktionsmechanismen dies verhindern.
Unwiederbringlich zerstört
Sollte sich herausstellen, dass es keine Verbindung zwischen den Populationen an verschiedenen Schwarzen Rauchern gibt und auch nicht geben kann, die Muscheln und andere Organismen also isoliert von anderen Habitaten leben, würde dies laut Breusing bedeuten: „Wenn man an einem Schlot etwas abbaut, wird das Ökosystem nicht nur zerstört, sondern es kann sich auch nicht regenerieren, weil sich keine neuen Individuen aus anderen Habitaten ansiedeln können.“
Mit den Daten aus der exemplarischen Arbeit an Bathymodiolus childressi, die nur an kalten Quellen vorkommt, sollen Computermodelle erstellt werden, die sich den an den mittelatlantischen Schloten vorkommenden Spezies möglichst annähern.
Ist das Ganze überhaupt wirtschaftlich lohnend?
Neben allen ökologischen Bedenken gibt es aber auch ein wirtschaftliches am Mega-Projekt Tiefseebergbau: Ein massenhafter Abbau in der Tiefsee könnte zu einem generellen Rückgang der Rohstoffpreise führen, der die Exploration wiederum unwirtschaftlich machen würde. Meeresgeologe Carsten Rühlemann hat dies durchgerechnet – und kommt zu dem Schluss: „Ein Tiefseeunternehmen würde den Weltmarkt sicher nicht beeinflussen. Wenn zehn gleichzeitig anfingen, dann wäre das etwas anderes.
Thomas Röbke / Helmholtz Perspektiven
Stand: 10.10.2014