In den ersten Monaten ihrer Forschung konnte Jane Goodall keinen einzigen Schimpansen beobachten. Sie hörte nur ihr Rufen und fand leere Schlafnester. Doch nach einiger Zeit und viel Geduld schaffte die Tierforscherin es, den wilden Menschenaffen näher zu kommen.

David Greybeard
Dabei gab es einen Schlüsselmoment: Völlig unerwartet näherte sich ihr eines Tages ein ausgewachsenes Schimpansen-Männchen mit bereits leicht ergrautem Barthaar. Dieses gewöhnte sich an Goodall und erlaubte es ihr auch, sich ihm zu nähern. So konnte die Forscherin ihn in Ruhe beobachten und folgte ihm bald auch, um seine Artgenossen kennenzulernen.
Das Besondere: Goodall versteckte sich nicht – wie damals üblich – vor den Primaten, um sie aus der Distanz zu beobachten und ihr Verhalten zu analysieren. Stattdessen lebte sie mit den Schimpansen zusammen, und legte dabei allerdings großen Wert darauf, in respektvollem Abstand mit ihnen umzugehen und ihnen natürliches Verhalten und Miteinander zu ermöglichen. Immer mehr wurde sie Teil der Gruppe und begann, sich in die Tiere hineinzufühlen.
Goodalls Art der Forschung unterschied sich noch in einem anderen wesentlichen Punkt von der der etablierten Wissenschaftler: Goodall gab den einzelnen Tieren keine Nummern, wie es damals üblich war. Sie wählte für jeden der Primaten einen eigenen Namen. Ihre erste Bekanntschaft taufte sie so beispielsweise David Greybeard, das erste Neugeborene, das sie beim Aufwachsen beobachten konnte, nannte sie Flint.