Wir schreiben das Jahr 1900. Vor der Küste der kleinen griechischen Insel Antikythera tauchen einige Männer nach Schwämmen und folgen damit einer jahrhundertelangen Tradition in dieser Region. Im Gegensatz zu ihren Vorgängern nutzen sie dabei jedoch eine brandneue Erfindung: einen Taucherhelm, der über eine Leitung mit Luft von der Oberfläche versorgt wird. Dank dieser Ausrüstung können die Schwammtaucher nun länger als nur wenige Minuten unter Wasser bleiben und bringen viermal mehr Schwämme an die Oberfläche als zuvor.
Die Entdeckung
Doch an diesem Frühlingstag finden die Taucher mehr als nur die gesuchten Schwämme: Sie stoßen auf das Wrack eines gesunkenen Schiffes. Verstreut am Meeresgrund in rund 55 Metern Tiefe sehen sie einige dicke Holzbalken, Reste von nautischen Utensilien, aber auch Relikte einer wertvollen Fracht, darunter einige Objekte aus Bronze und Marmor. Als Beleg für ihren Fund nimmt einer der Taucher den bronzenen Arm einer Statue mit an die Oberfläche.
Sofort werden die Behörden über den Fund informiert und ein halbes Jahr später beginnt unter Aufsicht von Archäologen und mit Unterstützung der griechischen Kriegsmarine die Untersuchung des Wracks und die Bergung der Funde. Diese Expedition markiert den Beginn der Unterwasserarchäologie – und demonstriert gleichzeitig deren Tücken. Die Arbeit am Meeresgrund ist so hart, dass einige der Taucher schwer erkranken. Zudem erschwert schlechtes Wetter immer wieder den Fortgang der Arbeiten.

Bronze, Marmor und Wein
Doch trotz all dieser Schwierigkeiten ist die Ausbeute sensationell: Bis zum September 1901 haben die Taucher wahre Schätze aus dem Wrack von Antikythera geborgen. Unter ihnen sind die lebensgroße Bronzestatue eines Jünglings, die Portraitbüste eines Philosophen sowie Teile von weiteren Bronzestatuen. Außerdem bergen die Taucher Fragmente von 36 Statuen aus Marmor, darunter vier lebensgroßen Pferden, Darstellungen des Gottes Hermes, der Aphrodite und des Zeus sowie Statuen von Helden der griechischen Sage wie Odysseus, Achilles und Herakles.