Sie begleiten uns seit unserer Geburt, prägen wichtige Teile unserer Individualität und bilden einen unsichtbaren Schutzwall um uns herum – die Hautbakterien. Durchschnittlich drei Millionen von ihnen drängeln sich auf jedem Quadratzentimeter unserer Körperoberfläche. Am dichtesten dort, wo Schweiß oder Talgdrüsen für angenehme Feuchtigkeit und viel Nahrung sorgen.
Während daher auf Armen und Beinen meist nur „wenige“ Tausend, auf der Stirn immerhin bis zu einer Million Bakterien pro Quadratzentimeter siedeln, drängeln sich in Achselhöhle, Schritt oder den Zehenzwischenräumen bis zu tausend Millionen Mikroben.
Die meisten von ihnen sind jedoch vollkommen harmlos. Als „Tischgenossen“ oder Kommensalen haben sie sich in Jahrmillionen gemeinsamer Evolution an das ungemütlich saure Milieu der Hautoberfläche angepasst und ernähren sich dort von dem, was unser Körper als Abfall ausscheidet.
Doch unsere hautnahen Mitbewohner profitieren nicht nur von uns, sie bilden auch einen wichtigen Teil unserer Verteidigungslinien gegen krankmachende Keime. Als mikrobielle Schutztruppe liefern sie jedem auf unserer Haut oder der Schleimhaut landenden Neuankömmling – und damit potenziellen Konkurrenten – eine erbitterte Schlacht. Sie verspritzen todbringende Giftlösungen oder umzingeln ihn und hungern ihn aus, indem sie in seinem Umkreis alle Nahrung wegfressen.
Die meisten Arten dieser Schutztruppe wie Corynebakterium oder Staphylococcus epidermis besiedeln uns schon unser Leben lang. Wenn wir als Säugling den Geburtskanal passieren, bekommen wir bereits die ersten bakteriellen Mitbewohner von den Schleimhäuten unserer Mütter mit. Zum Glück. Denn Neugeborene besitzen noch keine eigene „Schutzmacht“. Gerade die unter quasi sterilen Bedingungen entbundenen Kaiserschnittbabys sind daher in den ersten Stunden und Tagen besonders empfindlich gegenüber Infektionen.
Doch selbst wenn wir wollten – ganz los werden wir unsere Mitbewohner nie: Selbst wenn wir ganze Hautpartien mit Alkohol oder anderen sterilisierenden Lösungen desinfizieren, vernichten wir damit zwar den Großteil der Oberflächenbewohner, doch diejenigen, die knapp unter der obersten Hautschicht sitzen, entgehen dem Tod. Annähernd 20 Prozent der hautbesiedelnden Bakterien halten sich in den Haarfollikeln auf, den winzigen Hauttaschen, aus denen unsere Körperbehaarung entspringt. Hier sind sie vor unseren oberflächlichen Reinigungsaktivitäten weitgehend geschützt und können, kaum ist die Gefahr vorüber, die Oberfläche zurückerobern.
Stand: 13.03.2003