An einem Sonntag im August empfängt Athen den Besucher nicht unbedingt mit offenen Türen. Es ist still in der riesigen Stadt, aber vor allem ist es heiß. Die Menschen haben sich in schattige Räume oder aufs Land zurückgezogen. Für die meisten Mitarbeiter des Deutschen Archäologischen Instituts in Athen beginnt nun die Zeit der Grabungskampagnen. Eine der Traditionsgrabungen des DAI mit dem schlichten Titel „Tiryns“ liegt etwa zwei Autostunden südlich von Athen am gleichnamigen Ort.
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Mykene: Palastkultur mit plötzlichem Ende
Nach eineinhalb Stunden Fahrt entdeckt man auf den Ortsschildern einen der Namen, die man zuerst in der Schule gehört hat, wenn man etwas über die große Dichtung der Alten lernte, mythisch und schon im Altertum literarisch überhöht: Mykene. Im 17. Jahrhundert v. Chr. schien sie plötzlich da zu sein, eine Zivilisation in Mittel- und Südgriechenland.
Seit Heinrich Schliemanns Entdeckung der reich ausgestatteten Schachtgräber offenbar exponierter Personen im Jahre 1876 wird sie „mykenische Kultur“ genannt. In ihrer Blütezeit während des 14. und 13. Jahrhunderts vor Christus entwickeln die Mykener eine prachtvolle Palastkultur, treiben Handel auch mit weit entfernten Ländern und zeigen alle Anzeichen von Wohlhabenheit.