Nicht nur Francis Drakes Lebensleistungen sind schwer zu bewerten, auch als Mensch präsentierte er sich oftmals zerrissen und widersprüchlich. Skrupellos und gewalttätig soll er gegen jeden reagiert haben, der seinen Zielen im Wege stand oder ihm zu trotzen wagte. Hatte er jedoch Gefangene gemacht, krümmte er ihnen – wenn sie sich nicht widersetzten – in der Regel kein Haar. Meist durften sie sogar ihre Wertgegenstände behalten und viele der gekaperten Schiffe wurden wieder an ihre Besitzer zurückgegeben.
San Juan de Anton, Kapitän der von Drake erbeuteten Nuestra Señora de la Concepción, erklärte dazu: „Bevor der Engländer mein Schiff freigab, gab er jenen, die beraubt worden waren, bestimmte Dinge als Geschenke. An Geld gab er jedem 30-40 Pesos, und einige erhielten portugiesisches Tuch und Werkzeuge wie Gartenmesser und Hacken, sowie zwei seiner eigenen verzierten Mäntel.“ Drake ging es scheinbar nicht darum, jeden einzelnen Spanier zu schädigen, sondern vor allem König Philipp II. gegen den er einen persönlichen Groll hegte.
Keine Vorurteile
Anders als viele Seefahrer und Entdecker seiner Zeit hatte Drake keine Vorurteile gegen Indios oder (ehemalige) Sklaven in den spanischen Überseegebieten. Einer der vielen geflohenen Slaven in Südamerika stand ihm sogar ganz besonders nahe. Dieser Diego begleitete ihn als Freund nach England und später auf vielen seiner Reisen.
Obwohl Drake den Aufzeichnungen von Mitreisenden zufolge ein Disziplinfanatiker war und drohende Meutereien schon im Keim erstickte, war er sich doch nicht zu schade selber einfachste Aufgaben an Bord selbst zu übernehmen. Ein vergleichbares Verhalten forderte er zudem, soweit man heute weiß, auch von seinen Offizieren immer wieder ein.