Sie besitzen keine Organe, stehen ihr Leben lang an einem festen Ort und bewegen sich kaum. Auf den ersten Blick könnte man meinen, dass es sich bei Schwämmen um Pflanzen handelt. Bis ins 19. Jahrhundert war das auch noch die wissenschaftliche Meinung. Ein genauerer Blick auf diese Meeresbewohner verrät aber, was sie wirklich sind.
Es handelt sich bei Schwämmen um Tiere. Sie leben zwar sessil, also an einem festen Ort, schöpfen ihre Energie aber nicht mithilfe von Chlorophyll aus dem Sonnenlicht, wie es Pflanzen tun. Stattdessen ernähren sie sich durch die Verwertung organischer Substanzen in Form von Plankton und Bakterien. Sie gehören dadurch zum biologischen Reich der vielzelligen Tiere, den sogenannten Metazoa, bilden hier aber eine spezielle Gruppe.
Schwämme besitzen keine Organe und bilden auch keine Muskeln oder Nervenzellen aus. Deshalb werden sie in der Biologie von den Eumetazoa, den „echten“ Tieren – auch Gewebetiere genannt –, abgegrenzt und als Parazoa bezeichnet, was so viel wie Nebentiere bedeutet.
Große Artenvielfalt
Ihren schlichten Grundaufbau machen die Schwämme durch ihre vielfältigen Formen und Farben wett. Je nach Art können sie zwischen wenigen Millimetern und mehreren Metern groß werden. Dabei bilden sie unter anderem lange Röhren, breite Vasen oder verzweigte Geweihe aus. Manche Schwämme bedecken aber auch nur den Meeresgrund, ähnlich wie Moos.
Schwämme sind sehr genügsame Tiere, die nur langsam wachsen und sich gut an ihre Umgebung anpassen können. Außerdem besitzen sie quasi keine Fressfeinde, da sie nicht besonders viele Nährstoffe bieten. Deshalb erstreckt sich ihr Lebensraum auch über weite Teile der Weltmeere und in manches Süßwasser. Selbst in arktischen Gewässern und in mehreren tausend Metern Tiefe kann man noch Schwämme finden.
Ihre entspannte Lebensweise verhilft den passiven Tieren auch zu einer enormen Lebenserwartung. Der älteste bekannte Schwamm der Welt lebt im Südpolarmeer und ist mindestens 10.000 Jahre alt. Dieses Alter haben Forscher anhand seines Sauerstoffverbrauchs und seiner äußerst geringen Wachstumsgeschwindigkeit errechnet.
Natürliche Wasserpumpen
Schwämme werden wissenschaftlich als Porifera bezeichnet. Dies kann mit „Porentragende“ übersetzt werden und fasst den Aufbau der Tiere gut zusammen. Grundsätzlich besitzen sie seitlich viele kleine Poren und oben eine große Austrittsöffnung. Diese nutzen sie, um nährstoffhaltiges Wasser durch sich hindurch zu pumpen und dabei Sauerstoff und Nahrung herauszufiltern.
Die dafür nötige Pumpkraft erzeugen die Schwämme mithilfe von Kragengeißelzellen, sogenannten Choanozyten. Sie sind an der Oberfläche der Poren verankert und bringen mit ihrer Geißel den Wasserstrom in Gang. Die Choanozyten sind zusätzlich auch für die Nährstoffaufnahme zuständig. An ihrem hervorstehenden Kragen bleiben Kleinstlebewesen wie Bakterien und Plankton hängen, die anschließend verwertet werden.
Carnivore Schwämme
Es gibt allerdings auch einige wenige Schwammarten, die sich zu Fleischfressern weiterentwickelt haben. Sie leben in besonders nährstoffarmen Gegenden wie der Tiefsee und besitzen kein Pumpsystem mehr. Stattdessen bilden sie Filamente aus, an deren Enden sich kleine Haken befinden. Diese helfen dem Tiefseeschwamm dabei, größere Beute wie Krustentiere zu fangen.
Bei der Fortpflanzung verlassen sich die Schwämme auf die Meeresströmung. Sie stoßen ihre Spermien mit dem sie durchfließenden Wasser aus und entlassen sie in den Ozean. Wenn ein artgleicher Schwamm die Spermien durch sich hindurchsaugt, werden sie an eine Eizelle geleitet und befruchten diese. Aus dieser entsteht dann eine Larve, die wiederum in die Freiheit gepumpt wird und sich an einer neuen Stelle niederlässt. Dort wächst sie dann zu einem neuen Schwamm heran.