Viele Naturschützer wie die Organisation Pro Wildlife sind strikt gegen Massentötungen bei südafrikanischen Elefanten. Sie halten nichts von der Theorie einer Dickhäuter-Plage, sondern wittern ganz andere Gründe hinter den 2008 vorgestellten Plänen zur Jagd auf die Tiere. „Die Abschusspläne haben vor allem politische und kommerzielle Hintergründe“, sagt Daniela Freyer von Pro Wildlife.
Elefanten als Einnahmequelle
„Südafrikas Regierung will Elefanten vor allem als Einnahmequelle ausschlachten: Dazu gehört neben dem Elfenbeinhandel auch die Verarbeitung von Elefantenleder und die Abfüllung von Elefantenfleisch in Dosen. Die Sinnlosigkeit der grausamen Massentötungen und die Bedeutung der grauen Riesen für die Artenvielfalt wird ignoriert“, so Freyer weiter.
Es sei zwar wahr, dass Elefanten Bäume und Büsche beschädigen können. Doch dies habe durchaus auch positive Konsequenzen für viele Wildtiere: Elefanten schafften so Freiflächen, auf denen Pflanzen wachsen, die anderen Pflanzenfressern als Nahrungsquelle dienen. Zudem seien die grauen Riesen Samenverbreiter für viele Baumarten und legten mit ihren Stoßzähnen Wasserquellen frei – auch für andere Tiere.
Zäune als Hindernis
Die Umweltschützer sehen den Hauptgrund für dennoch auftretende ökologische Probleme vor allem darin, dass die rund 20.000 Elefanten in Südafrika auf nur zwei Prozent der Landesfläche leben (müssen). Denn sie sind oft noch immer durch Zäune in den Nationalparks eingesperrt und können sich deshalb nicht frei bewegen.
„Um zu verhindern, dass die in Südafrika übliche Einzäunung von Schutzgebieten lokale Überpopulationen verursacht, sollte Südafrika in erster Linie natürliche Regulationsmechanismen wieder herstellen“, meint Freyer. Und weiter: „Deshalb wünschen wir uns, dass die Regierung den Lebensraum von Elefanten ausweitet, Schutzgebiete vernetzt, natürliche Wanderrouten wiederherstellt sowie künstliche Wasserlöcher schließt.“
Keulung als letzte Rettung
Doch nicht alle Natur-und Umweltschutzorganisationen sehen die Jagd auf die Elefanten so kritisch wie ProWildlife. So sagte Rob Little, der Leiter der WWF-Sektion Südafrika, im Mai 2008 im „Spiegel“: „Wir haben einen Punkt erreicht, an dem wir wieder zum Instrument der Keulung greifen sollten.“
Ob es mittlerweile schon solche Massentötungen von Elefanten gegeben hat, ist unklar. Wenn ja, gab es darüber jedenfalls keine offiziellen Erklärungen seitens der südafrikanischen Regierung. Kein Wunder: so kurz vor der Fußball-Weltmeisterschaft 2010 hätte das Image Südafrikas gewaltigen Schaden genommen und es wäre sicher auch zu massiven Protesten von Umwelt- und Naturschutzorganisationen gegen solche Aktionen gekommen.
Dieter Lohmann
Stand: 02.07.2010