Adler sind Kosmopoliten. Bis auf die Antarktis sind sie auf allen Kontinenten zu Hause, einige endemisch wie der Papua- und der Philippinen-Adler. Der Steinadler dagegen ist auf der ganzen Nordhalbkugel verbreitet. Und der Schreiadler wird, je nach „Geburtsort“, sogar zum Zugvogel und überwintert in Afrika. Ob „echt“ oder „unecht“, viele Adler sind wahre Spezialisten, die sich perfekt an die jeweiligen Lebensbedingungen angepasst haben.
Fische oder Schlangen?
Wie der Name verrät, haben sich die Fischadler auf Fische als Beute spezialisiert. Um an ihr bevorzugtes Futter zu gelangen, bauen sie die Nester oft in freistehende Bäume in der Nähe ihrer Jagdgewässer, an fischreichen Seen oder seichten Flussläufe. Der Fischadler „rüttelt“ häufig wie ein Falke, er steht über einem Gewässer in der Luft, um seine Beute zu erspähen. Durch das Wasser hindurch sieht der Greifvogel, wann sich ein Fisch der Oberfläche nähert, stößt dann hinab und trägt den Fang anschließend zu seinem Horst.
Ein ebensolcher Nahrungsspezialist ist der Schlangenadler. Er ernährt sich von Schlangen und Eidechsen und liebt deshalb warme, offene, mit Sträuchern und Bäumen durchsetzte Gebiete – Steppen, Savannen, offene Wälder oder Wüstenlandschaften
Geschmähtes Wappentier
„Er ist ein Egoist, neigt zur Trägheit, lässt andere für sich arbeiten, geht auf Raub aus und ist doch ein armer, verlauster Wicht.“ Mit diesem Urteil muss der Wappenvogel der USA leben. Kein geringrer als Benjamin Franklin kanzelte den größten Greifvogel Nordamerikas, den Weißkopfseeadler, derartig ab. Franklin hätte lieber den Truthahn im Wappen der Vereinigten Staaten gesehen, doch der Adler setzte sich durch – wohl wegen seines markanten Aussehens mit dem leuchtend weißen Kopf. Wie viele Seeadler frisst der Weißkopfseeadler meist Fisch oder Wasservögel. Die Flügelspannweite des amerikanischen Wappenvogels kann bis zu 2,30 Meter reichen, bis zu sechs Kilo bringt ein ausgewachsenes Weibchen auf die Waage. Heute ist der einst über den ganzen Kontinent verbreitete Adler nur noch an der Ost- und Westküste und in Alaska zu finden.
Faultiere, Vorsicht!
Ein Ungeheuer mit einem Frauenkopf und dem Körper eines Greifs, stets auf den Raub von Kindern und Nahrung aus – so wurde die Harpyie in der griechischen Mythologie dargestellt. In der Realität müssen sich vor allem Faultiere vor den Waldadlern der Amazonaswälder Südamerikas in acht nehmen. Vor allem, wenn sie von einem Baum zum nächsten umziehen und zu Fuß auf dem Waldboden unterwegs sind: Denn mit bis zu 80 Kilometer pro Stunde jagen die Flugkünstler trotz ihrer Spannweite von zweieinhalb Metern und einem Gewicht von bis zu neun Kilogramm in Korridoren durch den Regenwald. Bei einem Angriff mit dieser Wucht haben die langsamen Faultiere keine Chance.
Luftangriff in der Savanne
Ebenso tollkühn wie die Harpyie jagt der Kampfadler in den Savannen Afrikas. Warane, Paviane, junge Warzenschweine, Impalas und Thomsongazellen, Schakale, niemand ist vor dem mit fünf Kilogramm gar nicht besonders großen Greifvogel, der nur auf dem afrikanischen Kontinent lebt, sicher. Seine Beute fängt der Kampfadler entweder im Sturzflug aus großer Höhe. Oder er „schleicht“ sich, tief über dem Boden segelnd, an seine Opfer heran. Die Jagdreviere der afrikanischen Adler sind bis zu 500 Quadratkilometer groß. Allerdings legt jedes Adlerpaar nur ein Ei, und nicht jedes der Jungen überlebt. So hat die Natur dem oftmals erfolgreichen Angriffen aus der Luft einen Riegel vorgeschoben. Die Reproduktionsrate liegt nur bei knapp 0,7 Prozent.
Australisches Multitalent
Was in Afrika, Amerika oder Europa die Geier übernehmen, nämlich totes Wild beiseite zu schaffen, erledigt in Australien der Keilschwanzadler, denn Geier gibt es in Australien nicht. Obwohl der „echte Adler“ mit dem typischen gegabelten Schwanz Aas frisst, ist er aber auch selbst ein guter Jäger. In bis zu 2.000 Metern Höhe fliegt der Adler. Warum, ist noch nicht geklärt. Alle Greifvögel haben besonders gute Augen, um ihre Beute zu erspähen, doch der Keilschwanzadler kann sogar Infrarot- und ultraviolettes Licht erkennen.
Sibirische Invasion in Japan
Der größte Seeadler und einer der größten Greifvögel überhaupt ist der Riesensee- oder Meeradler. Die Weibchen, die einen stärkeren Größenunterschied zu den Männchen aufweisen als bei anderen Adlern, erreichen Flügelspannweiten von zweieinhalb Metern und werden bis zu neun Kilogramm schwer. Der Schnabel, der eher dem kompakten Schnabel eines Papageientauchers ähnelt, wird bis zu acht Zentimeter lang. Riesenseeadler leben in Nordostasien, auf Kamtschatka und an den Küsten des Ochotskischen Meers und der Beringsee. Wie alle Seeadler lebt er hauptsächlich von Fisch und kleinen Wasservögeln. Die Wintermonate verbringt er anstatt an den kalten, sibirischen Küsten an den Oberläufen von Amur und Ussuri oder auf den japanischen Inseln. Auf Hokkido überwintern manchmal bis zu 2.000 Seeadler.
Stand: 15.12.2006