Kosmodrom Tjuratam, 09:06:57 Uhr Moskauer Zeit: Der Start geht glatt. Sauber hebt die Wostok-1 mit Juri Gagarin an Bord ab und steigt auf Richtung Orbit.
Angstfaktor Zwei
Koroljow sitzt im Bunker der Bodenstation und bewacht mit Argusaugen die Telemetriedaten auf dem Schirm vor ihm. Erscheint eine Reihe von Fünfen, ist alles gut und die dritte Brennstufe hat gezündet. Erscheinen dagegen Zweien, gibt es eine Fehlfunktion. Knapp zwei Minuten nach dem Start kommen erst Fünfen, wie erhofft. Dann jedoch wechselt die Anzeige plötzlich zu Dreien. Was um Himmelswillen bedeutet das?
Gebannt starren alle weiter auf den Schirm. Dann endlich, wechseln die Zahlen zurück zu den Fünfen und bleiben dabei – alles in Ordnung, Gagarin ist weiter auf Kurs. Der Ingenieur und spätere Kosmonaut Konstantin Feoktistow erinnert sich: „Diese Unterbrechungen, nur wenige Sekunden lang, müssen die Entwickler einige Lebenszeit gekostet haben.“
Von diesen Turbulenzen bekommt Gagarin, mittlerweile im Orbit, nichts mit. Er genießt den Ausblick und das ungewohnte Gefühl der Schwerelosigkeit: „Man fühlt sich, als wenn man an Riemen aufgehängt ist, wie schwebend. […] Ich ließ den Schreibblock los und er schwebte zusammen mit dem Stift vor mir.“ Um 10:25 Uhr feuern die Bremsdüsen genau 40 Sekunden lang, um die Kapsel auf den Wiedereintritt in die Atmosphäre vorzubereiten. Alles wie geplant, scheint es. Doch dann das Unerwartete: