Die Vertreter der Schleimpilze bevölkern die Erde schon seit Millionen von Jahren. Eines der seltenen Schleimpilz-Fossilien, das in einem Bernsteinklumpen aus dem nördlichen Myanmar gefunden wurde, datierten Forschende auf 100 Millionen Jahre zurück. Man vermutet, dass diese Organismen aber bereits vor über 600 Millionen Jahren entstanden sind und damit auch das Zeitalter der Dinosaurier mit- und überlebt haben.
Reiches Buffet im Wald
Die Schleimpilze haben sich im Laufe der Jahrmillionen auf der ganzen Welt ausgebreitet und kommen dabei bevorzugt in den gemäßigten Zonen vor, auch in Europa oder Nordamerika. Die Vegetation in diesen Breiten besteht zu einem großen Teil aus Nadel- und Laubwäldern – und damit dem Lebensraum der meisten Schleimpilze.
Denn diese Organismen siedeln sich bevorzugt auf abgestorbenen Bäumen, verfaulten Pflanzenresten und Waldböden an. Auf diesem organischen Material befinden sich meist Mikroorganismen wie Bakterien, Hefen oder auch Pilze, welche der schleimige Zellhaufen abweidet. Er hat zwar keinen Mund, aber kann dafür die Nährstoffe mittels Phagozytose aufnehmen. Dabei umstülpt er die Nahrung ähnlich wie eine Amöbe mit kleinen Fortsätzen und verdaut sie. Nährstoffe, die er nicht verwerten kann, scheidet er wieder aus, weswegen er beim Vorankriechen eine Art Schleimspur hinterlässt.
Beim Essen geht der Schleimpilz äußerst raffiniert vor und packt sich manchmal sogar einen Snack für später ein. Denn einige der Einzeller werden im Laufe ihres Lebens Fruchtkörper ausbilden und Sporen freisetzen. Für diesen Fall tragen sie lebende Bakterien mit sich herum, die am neuen Standort der freigesetzten Keimlinge das Nahrungsangebot fürs erste sichern können.
Hat ein Haufen Schleim Feinde?
Der Schleimpilz frisst und hält sich andere Organismen, aber gehört er selbst auch zum Nahrungsangebot? Er scheint keine direkten Fressfeinde zu haben, die sich auf die Jagd nach dem Schleimpilz spezialisierten. Ob die schleimige Erscheinung oder die mitunter grellen Farben Tiere davon abhalten, den Schleimpilz anzuknabbern, ist allerdings noch ungeklärt.
Die schützende Biomembran, welche die Zellflüssigkeit umgibt, ist jedoch eine Schwachstelle des Schleimpilzes. Fallen zum Beispiel dicke, schwere Regentropfen auf den Einzeller, kann die Membran Schaden nehmen und den großen Zellorganismus in mehrere Einzelteile zersprengen. Am anfälligsten ist der Schleimpilz aber gegenüber Schimmel, der unter ähnlichen Bedingungen gedeiht. Ein Befall durch den Schimmelpilz zerstört ebenfalls die Membran und fügt dem Schleimpilz erheblichen Schaden zu.
Tod oder nächstes Leben?
Für jede Schleimpilz-Art gibt es optimale Bedingungen, unter denen sie nicht nur gut gedeihen, sondern sich auch vermehren kann. Manche Spezies keimen zum Beispiel nur unter einer geschlossenen Schneedecke, während andere auf ausreichend Feuchtigkeit und Temperaturen über 20 Grad Celsius warten, bevor sie Sporen bilden.
Ist die Zeit reif, reift der Organismus zum Fruchtkörper und bildet auf der Oberfläche Strukturen aus, die an die Form von beispielsweise einem Fliegenpilz erinnern. Auf einem Stiel sitzen große Sporenbehälter, die nach einer gewissen Zeit platzen und Unmengen an Sporen freisetzen. Diese enthalten die Erbinformationen für die Ausbildung eines neuen Schleimpilzes und werden vom Wind an neue – bevorzugt feuchte – Standorte getragen.
Dort entwickeln sie sich zu amöboiden Einzelzellen, die manchmal eine Geißel zur Fortbewegung ausprägen können. Bei der Schleimpilzgattung Dictyostelia können sich diese Einzelzellen mit anderen Amöben zu einem vielzelligen Fruchtkörper zusammenschließen. Bei den anderen Gattungen entsteht das vielkernige Plasmodium aus den Kernteilungen einer einzelnen Schleimpilzamöbe. Der Lebenszyklus des Schleimpilzes beginnt damit von Neuem.