„Ich denke, dass die Empathie zu einem Erbe gehört, dass so alt wie die Abstammungslinie der Säugetiere ist“, schreibt der Zoologe und Verhaltensforscher Frans de Waal. Und tatsächlich: Nicht nur der Mensch ist zum Mitfühlen fähig. Viele andere Tiere zeigen ebenfalls zumindest Ansätze von Empathie.
Emotionale Ansteckung
Als grundlegende Voraussetzung für die Fähigkeit, sich in andere hineinzuversetzen, gelten die sogenannte Gefühlsansteckung und die motorische Nachahmung. Das Imitieren von Bewegungen lässt sich bei den meisten sozialen Lebewesen beobachten und bildet unter anderem die Basis für Lernprozesse. Auch bei der emotionalen Ansteckung erfolgt häufig eine Art Nachahmung: So lächeln oder gähnen wir oft unwillkürlich mit, wenn unser Gegenüber dies tut.
Zusätzlich findet dabei aber eine Stimmungsübertragung statt. Wer sich von dem Lächeln eines Mitmenschen anstecken lässt, bei dem steigt fast automatisch auch die Laune. Diese lange Zeit als typisch menschlich geltende Eigenschaft ist inzwischen bei Tieren wie Schimpansen und Orang-Utans, aber auch bei Hunden und Schweinen nachgewiesen worden. Sogar Raben lassen sich von den Emotionen anderer anstecken. Wie Experimente zeigen, schätzen die Vögel eine Situation deutlich pessimistischer ein, wenn sie zuvor einen frustrierten Artgenossen beobachtet haben.
Hilfe ohne Eigennutz
Bei Menschen führt die emotionale Perspektivübernahme in der Regel zu situationsgerechtem, altruistischem und prosozialem Verhalten: Wir trösten, wenn es jemandem schlecht geht oder helfen, wenn jemand in Not ist. Doch wie sieht das bei Tieren aus? Veranlasst das Mitleiden auch andere Arten zu entsprechenden Handlungen?