Entzündungen haben eine janusköpfige Natur. Sie gehören zu den lebenswichtigen Reaktionen des Körpers auf schädliche Reize, dienen der Abwehr von Krankheitserregern und der Heilung von Wunden. Doch wenn sie chronisch fortbestehen, entfalten Entzündungen zerstörerische Kraft. Häufig sind dabei die Haut oder die Schleimhäute von Darm und Bronchien betroffen.
Junge Menschen oft von chronischen Entzündungen betroffen
Neurodermitis und Schuppenflechte, Morbus Crohn und Colitis ulcerosa, Asthma und die chronisch obstruktive Lungenerkrankung gehören zu den bekannten Beispielen entzündlicher Leiden in diesen als schützende Barrieren des Körpers fungierenden Geweben. Zudem gibt es chronisch entzündliche Prozesse im Zahnfleisch (Parodontitis), in den Gelenken (rheumatoide Arthritis), in den Gefäßen (Arteriosklerose) oder im Nervensystem (Multiple Sklerose).
Charakteristisch für chronische Entzündungskrankheiten ist: Sie betreffen oft junge Menschen – und sie treten in westlichen Industrieländern immer häufiger auf. Beispielsweise gab es die Crohn’sche Krankheit vor 1920 vermutlich noch nicht, von 1950 bis 1990 dagegen verzehnfachte sich die Zahl der Betroffenen. Heute leiden an Morbus Crohn und Colitis ulcerosa – den beiden wichtigsten chronischen Darmentzündungen – bis zu einem halben Prozent der Bevölkerung in Industriestaaten.
In vielen Ländern außerhalb Europas und Nordamerikas ohne typischen westlichen Lebensstil kommen diese Krankheiten deutlich seltener vor, wohingegen auch in Japan, China und Indien die Erkrankungszahlen mittlerweile zunehmen.
Asthma und Neurodermitis immer weiter verbreitet
Ähnliches gilt für das Asthma, das sich in den letzten 20 Jahren weltweit zunehmend verbreitet hat und hierzulande inzwischen etwa zehn bis 15 Prozent der Kinder sowie fünf bis sieben Prozent der Erwachsenen betrifft. Bemerkenswert ist ebenso die Verdreifachung der Neurodermitis-Raten in den Industrienationen im letzten Jahrzehnt. Auch der chronisch obstruktiven Lungenerkrankung, die durch Entzündungsprozesse in den Atemwegen maßgeblich bestimmt wird, kommt eine stetig wachsende Bedeutung im Krankheitsspektrum zu.
Stefan Schreiber, Institut für Klinische Molekularbiologie der Universität Kiel / DFG Forschung
Stand: 13.01.2012
