Eine schwangere Frau hat es nicht leicht: Nicht nur, dass sie sich in unförmige Umstandskleider zwängen muss, auf Alkohol und Tabak verzichten sollte und nicht selten eine andauernde Müdigkeit verspürt – hinzu kommt dann oft auch noch die sprichwörtliche morgendliche Übelkeit.
Auch wenn fast jede Frau in der Schwangerschaft damit zu kämpfen hat, ist die Übelkeit doch sehr unterschiedlich ausgeprägt. Bei einigen Frauen tritt sie nur morgens auf, bei anderen kontinuierlich oder in Wellen den ganzen Tag über. Bei einigen bleibt es bei der Übelkeit, bei anderen führt sie mehrmals am Tag zum Erbrechen. Außerdem ist der Geruchsinn bei Schwangeren viel stärker ausgeprägt.
Das kann sogar dazu führen, dass bisher angenehme Gerüche wie der verwendete Weichspüler oder das Lieblings-Parfum nun als abstoßend und ekelhaft empfunden werden. Schuld an diesem Zustand ist das Schwangerschaftshormon Human-Chorion-Gonadotropin (HCG), aber welchen Sinn macht diese Überempfindlichkeit?
In einer Studie mit 400 befragten Schwangeren fanden Forscher heraus, dass vor allem Kaffee (32,25%) und Fleisch (31%) Übelkeit verursachten, gefolgt von Alkohol (19,75%) und Gemüse (11%). Zudem wurde vielen beim Geruch von frittiertem oder gegrilltem Fleisch schlecht und sie mieden gezielt besonders bittere und scharfe Lebensmittel.
Diese Nahrungsmittel decken sich überraschend gut mit denen, in denen sich die größte Menge an Gift befindet. Die amerikanische Forscherin Margie Profet folgerte daraus, dass es sich bei der Übelkeit um einen Schutzmechanismus handelt, durch den eine Schädigung des Fötus vermieden wird. Durch das Übergeben verhindert der Körper, dass die Giftstoffe in den Blutkreislauf und damit zu dem Kind gelangen.
Für diese Hypothese sprechen noch andere Fakten. So erleiden 10,4 Prozent der Frauen, die nicht unter Übelkeit litten, eine Fehlgeburt, aber nur 3,8 Prozent der Schwangeren, denen regelmäßig übel war. Zudem tritt die Schwangerschaftsübelkeit etwa zwei bis vier Wochen nach der Empfängnis auf – das ist exakt der Zeitpunkt, an dem die Organbildung am Fötus gerade in vollem Gange ist und dieser daher am empfindlichsten gegenüber Giftstoffen ist. Um die 14. Woche ist die sensible Phase der Organentwicklung vorbei – zu diesem Zeitpunkt verschwindet auch meist die Übelkeit.
Das Phänomen der Schwangerschaftsübelkeit kommt in allen Kulturkreisen vor – und das anscheinend schon immer. Aufzeichnungen belegen, dass auch die alten Römer das Phänomen kannten: sie empfahlen einen Saft aus Limonen und Zimtwasser zur Linderung.
Stand: 13.05.2005