Bricht das Gestein an einer tektonischen Störung unter dem Druck der aufgestauten Spannung, wird die freiwerdende Energie in Form von Wellen abgegeben – die Erde bebt. Die häufig wahrgenommene Abfolge von Schütteln, Rollen und Schaukeln bei einem Beben geht auf unterschiedlich schnell aufeinanderfolgende Wellenformen zurück.
P- und S-Wellen
Bei den sich am schnellsten ausbreitenden Wellen – den P- oder Primärwellen – schwingen die Gesteinspartikel – ähnlich wie bei Wasserwellen in einem Teich – in ihrer Ausbreitungsrichtung, das Gestein wird wechselweise komprimiert und gedehnt. Im Gegensatz zu Wasser oder Luft kann Gestein aber auch transversal schwingen. Bei dieser Schwingung, den sogenannten Transversal- oder S-Wellen, bewegen sich die Bodenteilchen quer zur Ausbreitungsrichtung der Wellen hin und her. Das Gestein wird dadurch horizontal oder vertikal verformt und geschüttelt.
Beide Wellenformen schwingen in einem Frequenzbereich zwischen 0,1 bis 30 Hertz. Während die P-Wellen sich in Flüssigkeiten und fester Materie gleichermaßen fortpflanzen können, kann sich die S-Welle nur in festem scherbaren Gestein ausbreiten und wird daher von den flüssigen Bereichen des Erdinneren „geschluckt“. Die P-Wellen pflanzen sich mit 6 bis 13 km/sec fast doppelt so schnell fort wie die S-Wellen, die pro Sekunde nur zwischen 3,5 und 7,4 Kilometer zurücklegen. Aus dem zeitlichen Abstand der beiden Wellentypen in einem Seismogramm läßt sich die Entfernung des Bebenherdes bzw. die Herdtiefe berechnen.
Oberflächenwellen
Erreichen die S- und P-Wellen die Oberfläche oder die Grenzschicht einer geologischen Struktur, werden sie reflektiert oder aber in andere Wellenformen, die sogenannten Oberflächenwellen, umgewandelt. Bei diesen wird die Energie ausschließlich entlang oder nahe der Oberfläche geleitet, tiefer im Untergrund ist die Gesteinsbewegung meist nur minimal.