Im Sonnensystem ist die Erde die einzige, die alle Voraussetzungen für einen lebensfreundlichen Planeten erfüllt. Ob es in unserer kosmischen Umgebung außerirdisches Leben gibt, ist daher fraglich. Theoretisch könnten zwar im flüssigen Ozean unter der Eiskruste des Jupitermonds Europa an extreme Verhältnisse angepasste Organismen existieren. Ob das aber wirklich der Fall ist, muss sich erst noch zeigen.
Hochrechnen aus winziger Bruchmenge
Wie aber sieht es außerhalb des Sonnensystems aus? Wie viele Erdzwillinge könnte es beispielsweise in der Milchstraße geben? Bisher haben Astronomen nur wenige potenziell lebensfreundliche Exoplaneten von etwa Erdgröße um fremde Sonnen entdeckt. Die Auflösung der meisten Teleskope reicht noch nicht aus, um Planeten dieser Größe aufspüren zu können. Astronomen sind daher darauf angewiesen, aus den bisherigen Entdeckungen auf die mögliche Gesamtmenge hochzurechnen.
Sie ermitteln dafür, wie viele der gut tausend bisher gefundenen Exoplaneten zur Gruppe der erdähnlichen Gesteinsplaneten gehören und wie viele von diesen in der habitablen Zone ihres Sterns kreisen. Dabei müssen sie berücksichtigen, dass große Gasplaneten mit sternennahen Umlaufbahnen leichter nachzuweisen sind als kleine, weiter außen kreisende Himmelskörper. Die Verteilung der bereits entdeckten Exoplaneten ist daher verzerrt, den Teleskopaugen entgehen mehr Erdzwillinge als Gasriesen.
Zehn Milliarden Erdzwillinge in der Milchstraße
Im Herbst 2013 erstellten Astronomen um Erik Petigura von der University of California in Berkeley auf Basis dieser Annahme die jüngste Hochrechnung. Ihr Ergebnis: in der Milchstraße gibt es rund 200 Milliarden sonnenähnliche Sterne. Von diesen könnten 22 Prozent, also etwas mehr als ein Fünftel, Planeten von erdähnlicher Größe in der habitablen Zone besitzen.
Daraus schätzen die Astronomen eine Zahl von knapp zehn Milliarden Erdzwillingen in unserer Galaxie. Die Chance, dass auf mindestens einigen von diesen Planeten alle Voraussetzungen günstig waren und Leben entstand, ist daher relativ hoch. Wir sind demnach wahrscheinlich in unserem Sonnensystem ein Sonderfall, nicht aber im Universum.
Nadja Podbregar
Stand: 10.01.2014